75 Jahre Grundgesetz: Sabine Böhne-Di Leo über die Entstehungsgeschichte
Am 23. Mai 1949 trat das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Kraft. 75 Jahre später feiern wir ein wichtigen Jahrestag in der Geschichte Deutschlands. Anlässlich dieses Jubiläums sprach unsere Redaktion mit Sabine Böhne-Di Leo, einer renommierten Expertin für Verfassungsrecht, über die Entstehungsgeschichte unseres Grundgesetzes. In einem exklusiven Interview gibt sie Einblicke in die geschichtlichen Hintergründe, die zur Schaffung des Grundgesetzes führten und erläutert, warum dieses Dokument auch heute noch von großer Bedeutung ist.
70 Jahre Grundgesetz: Sabine Böhne-Di Leo über die Entstehungsgeschichte
Die Journalistin und Hochschullehrerin Sabine Böhne-Di Leo hat die Geschichte des Grundgesetzes neu erzählt. Ihr Buch Die Erfindung der Bundesrepublik ist eine rasante Reportage, die neue Zusammenhänge aufzeigt – und bislang unterschätzte Persönlichkeiten.
Louise Schroeder: Die vergessene Heldin
Louise Schroeder, die erste Frau Oberbürgermeisterin Berlins, war eine mutige Frau, die sich gegen das Ermächtigungsgesetz wehrte. Böhne-Di Leo: Sie war wirklich sehr mutig. Bisher kannte ich nur die Worte von Otto Wels, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD: 'Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.'
Louise Schroeder: Wir werden alle mit 'Nein' stimmen. Ich gehe hinüber und stimme mit 'Nein', auch wenn sie mich in Stücke reißen.
Die Sozialdemokratin war zuvor 14 Jahre Abgeordnete im Reichstag der Weimarer Republik und ermutigte ihre Fraktion, zur Abstimmung über Hitlers Ermächtigungsgesetz zu gehen.
Die Entstehung des Grundgesetzes
Die Parlamentarier des Parlamentarischen Rates haben das Grundgesetz mit 53 zu zwölf Stimmen verabschiedet. Danach wurde es von den Alliierten und schließlich von den demokratisch gewählten Landtagen genehmigt.
Carlo Schmid: Ein Schuppen, einen Notbau
Der Sozialdemokrat Carlo Schmid hat das Grundgesetz in den Beratungen einen Schuppen, einen Notbau genannt, um den provisorischen Charakter der Verfassung zu betonen.
Die Bedeutung des Grundgesetzes
Das Grundgesetz ist vom Inhalt her eine vollständige Verfassung, und sie ist demokratisch legitimiert. Böhne-Di Leo: Das Grundgesetz ist ein großes Pfund, mit dem wir wuchern können.
Die Debatten des Parlamentarischen Rates waren sehr intensiv und klug. Damals herrschte ein guter Pragmatismus. Sie wollten unbedingt das demokratische Haus wiederaufbauen, Dieses Mal sollte es einbruchssicher sein.
Die heutige Bedeutung des Grundgesetzes
Böhne-Di Leo: Es ist wichtig, dass die Justiz diese Verbrechen schnell aufklärt und die Täter bestraft. Und es ist gut, dass Vertreter der Bundesregierung und der Opposition gemeinsam daran arbeiten, das Bundesverfassungsgericht stärker als bisher im Grundgesetz zu verankern und zu schützen.
Das Grundgesetz ist ein wichtiger Schutz für die Demokratie und die Menschenrechte. Wir sollten stolz sein auf diese Verfassung und sie weiterhin schützen und stärken.
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