Asphalt-Festival präsentiert Delphin oder im Freibad meiner Gefühle
Das Asphalt-Festival, eines der bedeutendsten Kulturereignisse der Stadt, präsentiert in diesem Jahr ein Programm, das seine Besucher auf eine Reise durch die Tiefen der Seele einlädt. Unter dem Titel Delphin oder im Freibad meiner Gefühle wird das Festival vom 15. bis 18. Juli stattfinden und eine Vielzahl von Veranstaltungen und Darbietungen anbieten, die die Vielgestaltigkeit der menschlichen Emotionen thematisieren. Von Theateraufführungen über Musikkonzerten bis hin zu Workshops und Diskussionsrunden wird das Festival ein umfassendes Programm bereithalten, das seine Besucher auf eine emotionale Reise durch die Tiefen des menschlichen Herzens mitnimmt.
AsphaltFestival erobert das Freibad mit Delphin oder im Freibad meiner Gefühle
Ein Festival, das nach dem Asphalt benannt ist, legt vermutlich besonderen Wert auf Bodenhaftung. Ein theatraler Schwimmkurs ist da eher fehl am Platz. Doch dann kommt die Performance-Truppe undBorisundSteffi daher und macht aus der Spielstätte 34OST eine riesige Wasserlache.
Nicht ganz unkontrolliert, denn (noch) ist das kostbare Nass in zahllosen 1,5-Liter-Plastikflaschen eingesperrt. Die wiederum von einer jungen Frau mit dem Gabelstapler auf Paletten angeliefert werden. Alles paletti? Der vollständige Titel des Schwimmkurses zwischen Wasserflaschen und Asphalt lautet: Delphin oder im Freibad meiner Gefühle.
Bereits im Vorfeld hat eine zweite junge Frau peinlich genau darauf geachtet, dass jede Zuschauerin und jeder Zuschauer mit einem zwölfseitigen Programm versorgt ist. Dessen letzter Satz lautet Heute breche ich Licht, illustriert mit dem Farbenspektrum eines Prisma der Sonne, wenn sie auf einen Wassertropfen trifft.
Wer sich jetzt fragt, was das Ganze soll, hat den einstündigen Abend eigentlich schon gut verstanden. Denn auch Charlotte Kath in der sehr textlastigen Rolle einer Moderatorin weiß immer wieder nicht, wie es weitergehen wird: mit der Freizeitedition von findyourhobby24/7 aus der Programmserie immereineguteparty24.
Bodenlos auf dem Asphalt: Das Bochumer Theaterkollektiv erfindet sich neu
Die Truppe undBorisundSteffi konzipiert seit 2016 Stückentwicklungen. Sie kreisen, wie es von ihnen heißt, um die Koexistenz des Banalen und Existenziellen. Es geht um das Spiel mit Erwartungen, um das Widersprüchliche, um Ambiguität und Ambivalenz.
Die Produktion wurde gefördert von der Stadt Bochum, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen sowie dem Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein.
Die ganze Performance der Truppe, die ihre Premiere von zwei Wochen in Flensburg feierte, ist ein genau choreografiertes Nicht-Event. Das Publikum soll, natürlich nur als Gefühl, seine Bodenhaftung verlieren, dem Asphalt noch einmal zuwinken und dann vom Drei-Meter-Brett des Gabelstaplers in eine imaginäre Tiefe eintauchen.
Wo man vielleicht auch Delphinen begegnet, falls die Lust haben auf findyourhobby24/7. Inzwischen hat man verstanden, dass das Mineralwasser-Meer genauso wenig prickelnd ist wie das Geschehen im Foyer der Oststraße.
Zum Nachlesen hier eine kleine Textprobe: Das Praktische am Turmspringen das geht schnell ne praktisch ein Sprung dauert genau ungefähr 1,64 Sekunden und ehm also die Zeit bis sich das Auge scharf stellt ne Akkomodationsreflex das sin allein 0,3 Sekunden und wir haben ja jetzt noch zwei Stündchen jetzt hier für den Kurs Turmspringen praktisch.
Es passiert dann doch noch etwas im Wasserflaschenozean. Die Gabelstaplerfahrerin (Lisa Birke Balzer) schnappt sich ein Saxofon, ihr Kumpel Kalle Kummer packt seinen Synthesizer aus der Verpackung. Zusammen proben beide ein paar Taiga-Klänge.
Als verzweifelt nach Sinn suchender Beobachter dieses Spektakels ist man dankbar für jeden Akkord. Und gerät ins Meditieren. Ist unsere Freizeitwelt mit Angeboten rund um die Uhr, neudeutsch 24/7 wirklich so öde? Gehen wir baden mit unserer Unterhaltungssucht? Oder wollen uns undBorisundSteffi etwas ganz anderes erzählen, was wir nur noch nicht verstanden haben?
Gerade jetzt, so etwa zehn Minuten vor Schluss, erfreut uns Charlotte Kath noch einmal mit einem schönen Satz: Vertrauensvoll nuckele ich am Strohhalm meiner Unzulänglichkeiten.
Dann ist ganz unvermittelt alles zu Ende. Dabei wären am Rande des Foyers noch weitere blaue Flaschenpaletten bereit, sich als Sixpacks über die Bühnenfläche ausbreiten zu lassen. Aber irgendwie ist die Luft raus. Da hilft auch ein schnell vorbeihuschendes Delphinbild nicht mehr.
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