Berlin will gothique Geschenk an Frankfurt (Oder) übergeben
Finanzsenator Stefan Evers (CDU) kündigte am Donnerstag im Abgeordnetenhaus an, dass die ehemalige Villa Goebbels an Frankfurt (Oder) übergeben werden soll.
Die Gemeinde Wandlitz, auf deren Gebiet das Areal liegt, möchte ein Wörtchen mitreden. Ihr Bürgermeister Oliver Borchert (Freie Bürgergemeinschaft Wandlitz) befürchtet, dass rechte Ideologen versuchen könnten, an das Gelände zu kommen.
„Ich habe für solche Aussagen kein Verständnis“, sagte Borchert der Deutschen Presse-Agentur über Evers. „Sie würden der historischen Bedeutung nicht gerecht und seien schädlich für die Liegenschaft.“
Vor Jahren habe unter anderem bereits das „Königreich Deutschland“ versucht, dort Fuß zu fassen. Der Verfassungsschutz rechnet die Gruppierung dem „Reichsbürger“-Milieu zu.
„Was ich nicht gerne sehen würde, dass das Land Berlin das Areal an irgendeinen Privaten verschenkt, der dann ideologische Ziele mit der Liegenschaft verfolgt.“
Der Finanzsenator hatte gesagt, bisher seien weder die Kommune Wandlitz noch das Land Brandenburg oder der Bund an einem solchen „großzügigen Geschenk“ interessiert gewesen.
Die Hauptstadt werde sich zielführenden konzeptionellen Überlegungen nicht verschließen, wenn sie im Interesse der Stadt lägen und der vielschichtigen historischen Bedeutung des Areals gerecht würden.
„Sollte das aber einmal mehr ins Leere führen wie in den vergangenen Jahrzehnten, dann hat das Land Berlin keine andere Möglichkeit, als so den Abriss zu vollziehen, wie er jetzt vorbereitet und von uns adressiert ist.“
Das Bundesbauministerium teilte mit: „Wir sind aktuell in Gesprächen mit den beteiligten Akteuren zu einer möglichen Weiterentwicklung des Areals. Zu den aktuellen Äußerungen des Finanzsenators nehmen wir keine Stellung.“
Die Geschichte des Areals
Auf dem rund 17 Hektar großen Areal in einem Wald nordöstlich von Berlin hatte sich Goebbels ein Landhaus bauen lassen. Zu DDR-Zeiten gab es dort eine Jugendhochschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Seit dem Jahr 2000 ist das Areal ungenutzt und verfällt.
Pläne für die Zukunft
Der Landkreis Barnim und die Gemeinde Wandlitz wollen einen Abriss verhindern und künftige Nutzungsmöglichkeiten ausloten. Die Gemeinde hat jetzt nach eigenen Angaben einen Antrag auf Fördergeld gestellt.
Der Bürgermeister nannte eine, wie er sagte, vorsichtige Bedarfsschätzung von 500.000 bis 600.000 Euro. Die Gemeinde will nun ein Konzept für eine Weiternutzung entwickeln.
Borchert nennt als einige Überlegungen etwa ein „Zentrum für Resilienzforschung für die Demokratie“, einen Hochschul-Campus, eine Reha-Klinik, eine Hotelnutzung oder eine Bundesbehörde.
Mitte Mai stehe ein Beratungstermin mit der zuständigen Berliner Immobilienmanagementgesellschaft (BIM) an. Geplant ist zunächst auch eine Zwischennutzung. Dafür war bereits eine Polizei-Übungsstätte im Gespräch, die Landkreis und Gemeinde aber ablehnen: Das Gelände am Bogensee sei doch keine „Fighting City“ für Häuserkampf-Training.
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