- Die Ariane-6-Rakete steht kurz vor dem Start aus europäischer Produktion
- Ariane 6: Europas neue Trägerrakete bereitet sich auf Jungfernflug vor
- Die Krise des europäischen Trägerraketensektors
- Ein erfolgreicher Erstflug ist entscheidend
- Die neue Ära der autonomen und vielseitigen Raumfahrt
- Erster Start der neuen Ariane-6-Rakete am 9. Juli
- Die Zukunft der europäischen Raumfahrt
Die Ariane-6-Rakete steht kurz vor dem Start aus europäischer Produktion
Die europäische Raumfahrtindustrie befindet sich am vorabend eines neuen Zeitalters. Die Ariane-6-Rakete, das neue Flaggschiff der europäischen Trägerraketen, steht kurz vor dem Start in die Serienproduktion. Nach jahrelanger Entwicklung und Testphase soll die Ariane-6 Ende 2023 erstmals in den Orbit starten. Die neue Trägerrakete soll die Ariane-5 ablösen und die europäische Raumfahrtindustrie in die Lage versetzen, wettbewerbsfähig auf dem globalen Markt zu bleiben. Die Ariane-6 verspricht bessere Leistung und kosteneffiziente Starts, um die europäischen Raumfahrtinteressen zu fördern.
Ariane 6: Europas neue Trägerrakete bereitet sich auf Jungfernflug vor
Zehn Jahre musste Europa auf sie warten. Nun soll die neue Trägerrakete Ariane 6 endlich in den Weltraum fliegen. Für Europa geht es dabei um nichts Geringeres als einen eigenen Zugang zum All – zumindest für Satelliten.
Wenn die Ariane 6 an diesem Dienstag ihren Jungfernflug absolviert, lässt der Kontinent die schwere Krise seines Trägerraketensektors hinter sich. Das zumindest ist das Versprechen der neuen Rakete, die kommerziell längst nicht mit allen Konkurrenten mithalten kann.
Die Krise des europäischen Trägerraketensektors
Ziemlich genau vor einem Jahr hob die Ariane 5, die Vorgängerin der Ariane 6, ein letztes Mal ins All ab. Seitdem konnte Europa keinen einzigen Satelliten alleine in den Weltraum befördern. Denn nach dem fehlgeschlagenen kommerziellen Start der Vega C Ende 2022 ist auch die für kleinere Satelliten konzipierte Rakete am Boden geblieben.
Die Sojus-Rakete stand infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ebenfalls nicht mehr zur Verfügung. Die europäischen Raumfahrtbehörde Esa stützte sich teils auf die US-Firma SpaceX von Elon Musk.
Ein erfolgreicher Erstflug ist entscheidend
Neue europäische Rakete Ariane 6 soll im Juli erstmals fliegenMit vier Jahren Verspätung. Entsprechend wichtig ist nun ein erfolgreicher Erstflug der neuen Ariane, der am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana startet.
Vom Raketenbauer ArianeGroup heißt es zwar, in gewisser Weise sei der erste Flug der ultimative Testflug. Doch der Raumtransportdirektor der Esa Toni Tolker-Nielsen ist überzeugt: „Es wurde alles getan, damit es ein Erfolg wird. Wenn es scheitert, wäre das wirklich schlimm.“
Die neue Ära der autonomen und vielseitigen Raumfahrt
Für Esa-Chef Josef Aschbacher markiert die Ariane 6 eine neue Ära der autonomen und vielseitigen Raumfahrt. Die Rakete ist deutlich günstiger als ihre Vorgängerin und soll Europas Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen.
Sie kann Satelliten in verschiedene Orbits ausliefern und so auch Konstellationen in den Weltraum bringen. Die Rakete kann mit zwei oder vier Boostern ausgestattet werden und Satelliten bis zu 11,5 Tonnen transportieren.
Erster Start der neuen Ariane-6-Rakete am 9. Juli
Gut ein Dutzend Länder waren am Bau der Ariane 6 beteiligt, die 56 Meter hoch und 540 Tonnen schwer ist. Die Oberstufe der Rakete wurde im Bremer Werk des Raumfahrtkonzerns ArianeGroup montiert. Die Hauptstufe wird im französischen Ort Les Mureaux gebaut.
Fracht aus Deutschland beim Erstflug Während Frankreich unter den Esa-Ländern den Mammutanteil an der Finanzierung der Ariane 6 trug, war Deutschland mit rund 20 Prozent unter den Ländern der zweitwichtigste Geldgeber.
Und auch bei dem knapp dreistündigen Erstflug sind technische Passagiere aus Deutschland an Bord: Unter anderem die Raumkapsel Nyx Bikini von The Exploration Company sowie die Satelliten OOV-Cube von RapidCubes und Curium One von Planetary Transportation Systems.
Die Zukunft der europäischen Raumfahrt
Doch wie modern ist die 2014 beschlossene Ariane 6 eigentlich, die ursprünglich bereits 2020 hätte starten sollen? Esa-Chef Aschbacher zufolge entspricht sie den aktuellen Herausforderungen und ist an die zukünftigen Ambitionen anpassbar.
Fragt man hingegen den Raumfahrtexperten Martin Tajmar von der TU Dresden, ob die europäische Rakete auf der Höhe der Zeit ist, antwortet er: „Das kann man vergessen.“ Er verweist auf ein Produkt von SpaceX: „2015 ist das erste Mal die Falcon-9-Rakete erfolgreich wieder gelandet und hat quasi das Zeitalter der wiederverwendbaren Raumfahrt gegründet, wo natürlich alle anderen jetzt dann komplett alt ausschauen.“
Doch die langwierigen Entscheidungsprozesse bei der Esa könne man auch nicht mit der Arbeitsweise von SpaceX vergleichen. Das Wichtigste an der Ariane 6 sei, dass sie den Zugang zum Weltall wiederherstelle, der ja auch einer der Uraufträge der europäischen Raumfahrt sei, meint Tajmar.
Außerdem ginge es darum, eine Alternative anzubieten, auch wenn diese nicht die günstigste sei. „Es ist wirklich ein schwieriges Umfeld, in dem man sich da befindet.“
Selbst die Mitgliedstaaten der Europäischen Agentur für meteorologische Satelliten Eumetsat entschieden sich noch wenige Tage vor dem Erstflug der Ariane 6, den Wettersatelliten Meteosat MTG-S1 nicht an Bord einer Ariane 6, sondern mit einer Falcon 9 ins All zu bringen.
Auch wenn die Ariane 6 dem Raumfahrtexperten zufolge vor allem für den europäischen Eigenbedarf gedacht ist, sind bereits Aufträge mit der neuen Rakete vermerkt, auch für den Internetriesen Amazon. Der erste kommerzielle Flug mit einer Ariane 6 soll noch vor Jahresende geschehen.
„Wie wir mitspielen, ist wieder was anderes, aber wir können mitspielen und wir sind ein Partner. Das muss uns etwas wert sein“, sagte Tajmar.
Schreibe einen Kommentar