Festliches Bedürfnis: Warum die Menschen das Volksfest dringend benötigen

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Festliches Bedürfnis: Warum die Menschen das Volksfest dringend benötigen

In einer Zeit, in der die sozialen Medien unser Leben dominieren und die Isolation immer mehr um sich greift, ihtiyacitan die Menschen dringender denn je nach sozialen Kontakten, nach Gemeinschaft und nach Festlichkeit. Das Volksfest, das oft als altmodisch oder irrelevant angesehen wird, erweist sich als wichtiger sozialer Ankerpunkt, an dem Menschen unterschiedlicher Generationen, Kulturen und Sozialschichten zusammenkommen können.

Festliches Bedürfnis: Warum die Menschen das Volksfest dringend benötigen

Das Riesenrad, der Hangover-Tower, die technischen Attraktionen, die Bierzelte, die Discos – so schnell macht das keiner der Düsseldorfer Rheinkirmes nach. Am 12. Juli wird sie für zehn Tage der Mittelpunkt der Stadt sein. Vier Millionen Menschen werden erwartet, 300 Fahrwerke, Buden und Vergnügungsstätten warten auf die Besucher. Ein Fest der Superlative.

VolksfestVerlangen: Millionen Menschen erwartet

VolksfestVerlangen: Millionen Menschen erwartet

Auch anderswo wird derzeit kräftig gefeiert: die Cranger Kirmes ab 1. August in Herne, das angeblich größte Volksfest in NRW, Libori in Paderborn Ende Juli, das besondere Fest zu Ehren des Stadtpatrrons, so etwas wie die „fünfte Jahreszeit“ im spröden Westfalen, und natürlich der Wasen in Stuttgart-Cannstatt und als Höhepunkt das Oktoberfest in München, die Mutter aller deutschen Volksfeste.

Das größte deutsche Volksfest: Oktoberfest, Rheinkirmes und mehr

Im Sommer ist Volksfeststimmung, im Frühjahr feiern die 1,3 Millionen Schützen in ihren jeweiligen Hochburgen, besonders am Niederrhein und in Niedersachsen. Und im Rheinland und Süddeutschland erwachen im November die Jecken und Narren, um dem Höhepunkt im Straßenkarneval im Februar entgegenzufiebern.

Die größten deutschen Volksfeste

Oktoberfest München: 6,5 Millionen Menschen kommen jährlich auf die Wiesn.

Die Rheinkirmes in Düsseldorf, die Cranger Kirmes und der Cannstatter Wasen (je vier Millionen Besucher).

Zu Libori in Paderborn kommen fast zwei Millionen Interessierte, der Kölner Rosenmontagszug zieht 1,5 Millionen an, die große Parade in Düsseldorf immerhin noch 600.000.

Festliches Bedürfnis: Warum das Volksfest unsere Gesellschaft zusammenhält

Keine Frage, irgendwo in Deutschland ist immer Volksfest. Und auch wenn das kein Vorrecht der Menschen hierzulande ist – in den USA gibt es Thanksgiving, in Frankreich den 14. Juli oder in Spanien die „Semana Santa“, die Passionsumzüge: Die Deutschen, die sich trotz aller modernen Freizeitangebote im Verein am wohlsten fühlen, sind besonders hingebungsvoll, wenn es um Volksfeste oder gemeinschaftliches Feiern auf den Straßen geht.

Ein Prosit der Gemütlichkeit gehört zur Folklore und zum Volkscharakter genauso wie Fleiß, Pünktlichkeit, Fußball oder Volkswagen. Sogar Psychologen und Soziologen haben sich mit der Faszination Volksfest beschäftigt. Die Bayerin Brigitte Veiz, eine Psychologin, hat sich ausgiebig mit dem Oktoberfest beschäftigt. Es ist daraus ein Buch mit gleichnamigem Titel entstanden, das Subtext die drei Begriffe Masse, Rausch, Ritual enthält.

VolksfestHype: Ekstase, Ritual und Kommerz

Und egal, ob die Feste wie Libori oder Kiliani (zu Ehren des Würzburger Stadtpatrons Sankt Kilian) religiösen Ursprungs sind oder heidnisch wie der Karneval oder gar höfisch wie das Oktoberfest – immer spielt Anarchie, Ausgelassenheit, Rausch, Durcheinander eine wichtige Rolle. Aber auch Tradition, Ritual, Ernsthaftigkeit, Bruderschaft und nicht zuletzt das große Geschäft.

Volksfeste sind eben alles – Gemeinschaftserlebnis, Selbstvergewisserung, Identitätsfindung, aber auch Ekstase, Entgrenzung, Rebellion und nicht zuletzt Partnerbörse. Und nicht zuletzt lassen viele dort ihr Geld, während andere damit sehr gut verdienen.

Ein Fest für alle: Die Bedeutung des Volksfests in Deutschland

Das ist anders als bei den übrigen kulturellen Angeboten – bei Konzerten, Theaterstücken oder Ausstellungen. Hier ist die Auswahl an Reaktionen differenzierter. Selbst bei Festivals oder Popkonzerten kann man einfach nur zuhören, ohne in Ekstase zu verfallen. Beim Volksfest ist Mitläufertum verpönt. Wer keine Lust hat, soll eben wegbleiben. Er gehört dann aber auch nicht zur Gemeinschaft.

Es ist genau diese Sehnsucht der Menschen nach einem bedingungslosen Miteinander, die das Großereignis ausmacht. Es mögen Millionen kommen, aber der einzelne Besucher teilt als Individuum dasselbe Erlebnis mit allen anderen, er grölt dieselben Lieder, spürt den gleichen Nervenkitzel. Daran misst sich die gesellschaftliche Bedeutung der Volksfeste.

Die Welt ist friedlicher geworden, das Stadtfest wird längst auch als Einladung an die Auswärtigen verstanden, aber es muss von einer intakten Stadtgesellschaft ausgerichtet werden. Sonst funktioniert es nicht.

Nicht alles ist unbeschwert. Die Ausgelassenheit der Besucher, die Freude an Attraktionen und gutem Essen, nicht zuletzt am reichlich ausgeschenkten Alkohol, der offenbar nach germanischer Tradition unbedingt zur Auflockerung dazugehört, sind das Eine. Der moderne Tourismus, der die Wiesn und den Wasen, aber auch die Rheinkirmes, die Kieler Woche oder den Freimarkt in Bremen heimsucht, ist das Andere. Er macht die Volks- und Brauchtumsfeste – in Deutschland sind es ungefähr 9400 Veranstaltungen pro Jahr plus 3000 Weihnachtsmärkte – zu einem Wirtschaftsfaktor.

Denn es sind gewaltige Zahlen: 350 Millionen Menschen besuchen jedes Jahr die Veranstaltungen. Doch viele Volksfeste und vor allem deren Vorbereitung und Inszenierung sind Teil der Stadtgesellschaft.

Das größte und bekannteste Volksfest der Welt ist die zentrale Visitenkarte der heimlichen Hauptstadt Deutschlands. Es ist immens wichtig für die Identität der Münchner – wie sonst nur der Märchenkönig Ludwig, der Viktualienmarkt oder Karl Valentin und Liesl Karstadt.

Die Hasser des Oktoberfests diskutierten in der Corona-Pandemie allen Ernstes, ob man nach zweimaliger Absage das Großereignis nicht ganz aus dem städtischen Kalender streichen sollte. Als 2022 wieder gefeiert wurde, war alles so, als hätte es niemals Corona gegeben.

Das Rheinland. In Neuss und Mönchengladbach bestimmen die Schützen das Vereinsleben, wenn man von einem überregional bekannten Fußballclub mal absieht. In der alten römischen Garnisonsstadt am Rhein wird niemand etwas, der nicht in einer der Bruderschaften vertreten ist.

Zwischen Ekstase, Ritual und Kommerz – so lässt sich die Faszination des Volksfests beschreiben. Es ist ein wichtiger Teil der deutschen Kultur und Identität, ein Ausdruck von Gemeinschaft und Geselligkeit.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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