Flüchtlinge in NRW: Land rechnet mit ansteigenden Zahlen

Die nordrhein-westfälische Landesregierung erwartet einen Anstieg der Flüchtlingszahlen in den kommenden Monaten. Laut einem Bericht des Innenministeriums werden bis zum Ende des Jahres tausende weitere Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen erwartet. Dieser Anstieg wird vor allem auf die anhaltende Krisensituation in Syrien und anderen Ländern zurückgeführt. Die Landesregierung bereitet sich auf eine mögliche Zunahme der Flüchtlingszahlen vor und entwickelt Strategien zur Unterbringung und Integration der neu ankommenden Flüchtlinge. Die kommenden Wochen werden zeigen, wie sich die Lage entwickelt und wie die Landesregierung auf die erwarteten Flüchtlingszuwächse reagiert.

Flüchtlingszahlen steigen: Land rechnet mit Zunahme

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Flüchtlinge in NRW: Land erwartet Zunahme

Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen (NRW) kämpfen weiterhin mit den Herausforderungen der Flüchtlingsunterbringung. Die Behörden registrieren wieder höhere Zugänge: Von März auf April ist die Zahl der Geflüchteten, die nicht aus der Ukraine stammen, auf 3506 gestiegen. Insgesamt kamen damit im laufenden Jahr knapp 16.000 Menschen in NRW hinzu, die nicht aus der Ukraine stammten.

Die Zahl der seit Beginn von Putins Angriffskrieg nach NRW geflohenen Menschen erhöhte sich im gleichen Zeitraum um knapp 8700 auf nunmehr rund 240.500 Geflüchtete – allerdings ist unklar, wie viele von ihnen wieder in ihre Heimat zurückgegangen oder in andere Länder weitergereist sind.

Ministerium rechnet mit weiterer Zunahme

Ministerium rechnet mit weiterer Zunahme

Das Ministerium geht perspektivisch von einer weiteren Zunahme aus. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass regelmäßig von einem Anstieg der Zugänge im Jahresverlauf und insbesondere im dritten und vierten Quartal auszugehen ist. Daher wird aktuell mit einem tendenziell steigenden Zugang in den nächsten Monaten gerechnet“, sagte eine Sprecherin von Flüchtlingsministerin Josefine Paul (Grüne) unserer Redaktion.

Landesunterkünfte sind zu 75 Prozent ausgelastet

Landesunterkünfte sind zu 75 Prozent ausgelastet

Die 56 Landesunterkünfte mit insgesamt 34.674 Plätzen sind nach Angaben der Landesregierung derzeit zu 75 Prozent ausgelastet. Der deutlich höhere Anteil der Geflüchteten wird ohnehin in den Städten und Gemeinden versorgt. Doch die sind bereits am Limit.

„Früher oder später landen die Menschen in den Kommunen, wo wir sie unterbringen und integrieren sollen, erklärte Christof Sommer, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds NRW. Wenn dann aber keine Betten mehr frei sind, müssen wir notgedrungen wieder Turnhallen belegen.

Städte verlangen mehr Unterstützung vom Land

Städte verlangen mehr Unterstützung vom Land

Der Vorsitzende des Städtetags NRW, Thomas Eiskirch (SPD), sagte unserer Redaktion: „Die Landesregierung rechnet ganz offensichtlich damit, dass die Zahl der Geflüchteten, die nach NRW kommen, wieder deutlich steigen wird. Deshalb ist es völlig unverständlich, warum wir bei wichtigen Themen zur Unterbringung und zur Flüchtlingsfinanzierung mit dem Land seit Monaten keinen Zentimeter vorankommen.“

Kommunen fordern Anhebung der FlüAG-Pauschale

Eiskirch verlangte, dass das Land am besten noch vor der Sommerpause endlich die Novelle des Flüchtlingsaufnahmegesetzes (FlüAG) anpacke. „Wir brauchen da eine deutliche Anhebung der FlüAG-Pauschale. Bei den Städten muss mehr Geld ankommen für die Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten“, verlangte Eiskirch.

Außerdem müssten die Städte jetzt schon vorsorgen für den Fall, dass die Zahl der Geflüchteten wieder steige. „Das Land sollte deshalb ab sofort die Vorhaltekosten übernehmen, also die Kosten der Städte für noch nicht belegte Unterkünfte. Sonst müssen die Städte jetzt aus Sparzwang Unterkünfte aufgeben, die dann in einigen Monaten schmerzlich fehlen.“

Opposition unterstützt Forderungen

Unterstützung kam vonseiten der Opposition. Der kommunalpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Justus Moor, verlangte deutlich mehr landeseigene Kapazitäten: „Das Ziel der Landesregierung bei den Unterbringungsplätzen in Landeseinrichtungen ist schon völlig unzureichend gewesen. Es wurde nicht einmal die Hälfte der von den Kommunen geforderten Plätze geschaffen, und das auch erst nach über einem Jahr.“

Moor kritisierte auch, dass die Zahlungen über das Flüag unzureichend seien: „Die Kostenerstattung basiert auf Werten aus dem Jahr 2017, seitdem haben sich die Kosten aber vervielfacht. Es braucht endlich eine Anpassung und mehr Engagement durch Schwarz-Grün.“

SPD-Fraktionsvize warnt vor Integrationspolitik

SPD-Fraktionsvize Lisa-Kristin Kapteinat warnte, Schwarz-Grün fahre die Integrationspolitik in NRW weiter an die Wand: „Von der bloßen Unterbringung der Geflüchteten, bis hin zu tatsächlichen Integrationsleistungen – Ministerin Paul hat kein Konzept.“

Kapteinat kritisierte etwa, dass das Ministerium es nicht geschafft habe, die Förderrichtlinien für die Migrationsförderung rechtzeitig zu überarbeiten. „Die Planung hat sich derart verspätet, dass viele Vereine in ihrer Existenz bedroht sind. Manche mussten auf Grund dieses Chaos teilweise ihre Mitarbeitenden freistellen, viele müssen in Vorleistungen gehen, die sie nicht finanzieren können.“

Zusätzlich würden wichtige Programme zur Integration von Zuwanderern aus Südosteuropa in Höhe von 5,2 Millionen für die Kommunen gekürzt. „Die Enttäuschung und der Unmut über die Integrationspolitik der Grünen Ministerin ist daher in den Kommunen und in der Trägerlandschaft groß. Ministerin Paul muss Integration endlich ernst nehmen und ihre Versprechen einlösen.“

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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