Geldautomatensprengungen in NRW: So wenig wie noch nie

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Erfolg im Kampf gegen Geldautomatensprenger in Nordrhein-Westfalen

Der lange und intensive Kampf der nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden gegen die skrupellosen Geldautomatensprenger zeigt endlich Wirkung – und das spürbar.

In den ersten sechs Monaten des Jahres gab es lediglich 18 gesprengte Geldautomaten beziehungsweise Versuche, bei denen die Täter ohne Beute flüchten mussten. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 88 gewesen, im ersten Halbjahr 2022 sogar 102.

Innenminister Reul: Geldautomatensprenger machen immer öfter einen großen Bogen um Nordrhein-Westfalen

Innenminister Reul: Geldautomatensprenger machen immer öfter einen großen Bogen um Nordrhein-Westfalen

„Das ist keine glückliche Fügung, sondern die gute Arbeit der Polizei NRW“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion. Reul hatte den Kampf gegen die brutalen Sprenger vor zwei Jahren zur Chefsache erklärt, indem er mit der Sonderkommission „Soko Begas“ ein Ermittlerteam einsetzte, das unmittelbar an sein Ministerium angedockt ist.

Die SoKo habe ein wirksames Rezept gegen die Sprenger gefunden. „Der Beipackzettel zur Bekämpfung von Geldautomatensprenger enthält: optimierte Tatortarbeit, länderübergreifende Zusammenarbeit und Prävention. Dabei sitzen die Banken auch mit im Boot und haben ihre Automaten umgerüstet“, so der Landesinnenminister.

Festnahmen von Sprengern und Handlangern bringen Unruhe in die Szene

Festnahmen von Sprengern und Handlangern bringen Unruhe in die Szene

Festnahmen von Sprengern und deren Handlangern würden Unruhe in die Szene bringen. „Den Kampf gegen modernen Bankraub führen wir heute taktisch und strategisch klüger. Damit ist NRW Vorbild für ganz Deutschland“, so Reul.

Maßnahmen der Volksbank in Mönchengladbach

Maßnahmen der Volksbank in Mönchengladbach

Wie dieser Betonklotz bei einer Automatensprengung schützen soll. Maßnahme der Volksbank in Mönchengladbach.

Trend: Rückgang der Geldautomaten in NRW

Der Rückgang in NRW folgt einem Trend, der auch bundesweit zu beobachten ist. Zwischen 2018 und 2022 verzeichnete die Bundesbank einen Rückgang von rund 59.000 auf aktuell rund 55.000 Automaten.

1190 Geldautomatensprengungen seit 2015

Der Auswertung des NRW-Innenministeriums zufolge gab es seit einschließlich 2015 landesweit 1190 Geldautomatensprengungen, davon blieb es in 623 Fällen bei Versuchen. Die meisten Sprengungen gab es im Jahr 2022 mit 182 Sprengungen.

Aufklärungsquote bei 30,1 Prozent

Die Ermittlungen auch regelmäßig zu Zugriffen. So konnte zum Beispiel im vergangenen Jahr fast jeder fünfte Fall aufgeklärt werden. Insgesamt lag die Aufklärungsquote in den Jahren 2020 bis 2023 bei 30,1 Prozent; von 2015 bis einschließlich 2019 hatte sie sogar bei 40 Prozent gelegen.

Höchste Fallzahlen in Neuss, Aachen und Viersen

Die meisten Fälle in den vergangenen drei Jahren gab es im Zuständigkeitsgebiet der Kreispolizeibehörde Neuss mit insgesamt 26 Sprengungen in dem Zeitraum, allein 19 davon im Jahr 2022. Es folgt das Gebiet des Polizeipräsidiums Aachen mit 23 Fällen zwischen 2022 und 2024 sowie das der Kreispolizeibehörde Viersen mit 17.

Organisierte Kriminalität am Niederrhein

Die Serie der Geldautomatensprengungen in NRW begann etwa um das Jahr 2014 herum. 2015 war deswegen im Landeskriminalamt (LKA) die Ermittlungskommission „EK Heat“ ins Leben gerufen worden, die mit ihrer Arbeit ebenfalls maßgeblich am jetzigen Erfolg beteiligt ist.

Ebenfalls auszuzahlen scheint sich das eingerichtete Hinweisportal für Zeugen von Automatensprengungen. Dort können Anwohner und andere Zeugen, die zum Beispiel die Tat gefilmt haben, ihre Fotos und Handyvideos hochladen.

Täterprofile

Nach wie vor stammt der Großteil der Täter aus den Niederlanden – genauer gesagt: aus den Gegenden von Amsterdam und Utrecht. Die meisten von ihnen haben einen marokkanischen Migrationshintergrund und sind in der Regel zwischen 20 und 30 Jahre alt.

Sie kommen mit hochmotorisierten Autos über die Grenze nach NRW – oder leihen sich die Fahrzeuge hier. Nach Angaben von Ermittlern liegen Erkenntnisse darüber vor, dass die Sprenger ihre Beute dazu verwenden, um sich in das Kokaingeschäft einkaufen zu können.

Die Kriminellen gehen bei ihren Sprengungen häufig wie folgt vor:

  • Variante 1: Die Täter reisen kurz vor der Tat mit dem Auto nach Deutschland. Den Tatort haben sie vorher ausgekundschaftet. Für die eigentliche Tat benötigen sie drei bis vier Minuten, dann fliehen sie.
  • Variante 2: Sie haben in NRW eine Garage, in der sie vorher ein Fahrzeug geparkt haben. Mit diesem Auto begehen sie dann die Tat. Anschießend steigen sie wieder um in ein unscheinbares Fahrzeug, mit dem sie zurück in die Niederlande fahren.
  • Variante 3: Sie nutzen Motorroller. Damit fahren sie von einem Depot direkt zum Tatort. Anschließend fahren sie damit wieder zum Depot. Die Heimreise in die Niederlande erfolgt mit dem Auto.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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