In Viersen zeigt das Kreisarchiv eine Ausstellung zum deutschen Grundgesetz

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In Viersen zeigt das Kreisarchiv eine Ausstellung zum deutschen Grundgesetz

Am Kreisarchiv Viersen wird aktuell eine umfassende Ausstellung zum deutschen Grundgesetz gezeigt. Unter dem Titel 60 Jahre Grundgesetz präsentiert das Archiv eine aufschlussreiche Schau, die die Geschichte und Bedeutung des deutschen Grundgesetzes aufzeigt. Seit dem 23. Mai 1949, dem Tag der Verkündung des Grundgesetzes, hat sich Deutschland zu einem stabilen Rechtsstaat entwickelt. Die Ausstellung bietet einen umfassenden Einblick in die Entstehung und Entwicklung des Grundgesetzes und erläutert die wichtigsten Artikel und ihre Bedeutung für die deutsche Gesellschaft. Besucher können sich auf eine informative und interaktive Reise durch die Geschichte des deutschen Grundgesetzes begeben.

75 Jahre deutsches Grundgesetz: Eine Ausstellung im Kreisarchiv Viersen

Das Kreisarchiv zeigt eine Ausstellung zum deutschen Grundgesetz

Heute kaum vorstellbar: Im Jahr 1951 beschloss der Viersener Stadtrat einstimmig eine Resolution, die dazu aufforderte, den Film „Die Sünderin“ in Viersen nicht aufzuführen. Aber im Unterschied zur NS-Zeit konnte es nicht mehr verboten werden, den Film zu zeigen.

„Die Sünderin“ von Willi Forst sorgt nicht nur wegen einer kurzen Nacktszene von Hildegard Knef als Aktmodell eines Malers für Aufregung, für langanhaltende Diskussionen vor allem in kirchlichen Kreisen sorgten die Themen Prostitution und Sterbehilfe. Das Filmplakat in der Ausstellung im Kreisarchiv unterstreicht einmal wieder, dass gesellschaftliche Konventionen oft wirkungsvoller sind als reglementierende Gesetze.

Die Ausstellung 75 Jahre Grundgesetz im Kreisarchiv

Die Ausstellung 75 Jahre Grundgesetz im Kreisarchiv

Am Donnerstag stellte das Kreisarchiv seine Ausstellung „75 Jahre Grundgesetz“ in der Vorhalle vor. Am Freitag, 24. Mai, ist sie von 13.30 bis 17 Uhr Teil der „Demokratiekonferenz“ mit Musik, Streetfood, Graffiti-Workshop und einer Podiumsdiskussion. Es geht um die Frage: „Das Grundgesetz wird 75 Jahre alt. Und was hat das mit dir zu tun?“

Der Kreis beteiligt sich seit Jahren an der bundesweiten Aktion „Demokratie leben“, berichtet Kreisdirektor Ingo Schabrich.

Die Demokratiekonferenz am 24. Mai

Info Demokratiekonferenz: „Lass ma reden“ Rund um das Kreisarchiv am Ransberg 41 in Dülken wird am Freitag, 24. Mai, von 13.30 bis 17 Uhr eine Demokratiekonferenz veranstaltet. Für die Besucher gibt es Livemusik, Streetfood, einen Graffiti-Workshop und eine Podiumsdiskussion. Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich, online über www.kreis-viersen-vhs.de

Die Ausstellung im Kreisarchiv

Für die Ausstellung hat sich das Archiv, so Leiter Michael Habersack, auf drei Grundrechte konzentriert: §2 Freiheitsrechte, §5 Meinungsfreiheit und §12 Berufswahlfreiheit.

Vier Jahre nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht wird am 23. Mai 1949 ein Grundgesetz verkündet. Es war vom Parlamentarischen Rat der Länder als ein Provisorium gedacht und nicht Verfassung, sondern Grundgesetz genannt. Auch ließ man damals das Volk nicht darüber abstimmen.

Das Grundgesetz orientierte sich an der Weimarer Verfassung von 1919 und der Paulskirchenverfassung von 1849. Aber erstmals konnte der Bürger seine Grundrechte beim Staat einklagen. Dafür wurde das Bundesverfassungsgericht geschaffen.

Insgesamt bildet das Grundgesetz einen Kontrapunkt zu einer sehr unfreien Gesellschaft unter dem NS-Regime. Es garantiert auch die körperliche Unversehrtheit. Im Vergleich zu China, Russland und anderen totalitären Ländern nannte Archivleiter Michael Habersack das Grundgesetz „einen Schatz für die deutsche Gesellschaft“.

Die Vorbereitung der Ausstellung

In der Vorbereitung dieser Ausstellung interessierte die Archivare vor allem, wie das Grundgesetz damals aufgenommen wurde. In der Viersener Ausgabe der Rheinischen Post erschien 1949 eine vierseitige Sonderbeilage mit dem vollen Wortlaut des Grundgesetzes. In den Quellen des Kreisarchivs wurden Dokumente für die Zeit davor und danach gesucht.

Mitarbeiter Marcus Ewers kümmerte sich um die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Im 19. Jahrhundert prägte Konformität das gesellschaftliche Miteinander. Erst der Erste Weltkrieg führte zu einem Epochenbruch. Die bisherigen Autoritäten wie Kaiser, Kirche, Militär wurden in Frage gestellt. Es folgten die wilden Zwanziger Jahre, in denen in Kunst, Musik, Mode und Lebensart eine neue Freiheit ausgelebt wurde.

„Flapper“ wurden junge Frauen genannt, die mit Bubikopf und kurzen Röcken ein neues Selbstverständnis an den Tag legten. Nach 1933 verdrängte der NS-Staat solche Individualität mit Anpassung in der Volksgemeinschaft. Doch die neue Freiheit hatte es auch nach 1945 nicht leicht: Der kulturbegeisterte Stadtdirektor Carl Schaub begrüßte noch 1959, dass in Viersen „der Rock’n Rollmystizismus schwach entwickelt“ sei. Und der „Monte Quasilino“ in der Innenstadt, wo sich langhaarige Schüler vom Humanistischen Gymnasium in den Pausen in den 70er Jahren trafen, war den Geschäftsleuten ein Dorn im Auge.

Die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Vor 1945 war eine andere Meinung gefährlich: Im Juli 1933 kam es am Humanistischen Gymnasium in Viersen zu einer scharfen polizeilichen Untersuchung, weil einige Schüler bei einem HJ-Aufmarsch keinen deutschen Gruß zeigten. Noch in den 60er Jahren warb die VHS Lobberich für eine Diskussion mit Studenten: „Seien Sie kein Meinungsmuffel“.

Martin Weiß

Ich bin Martin, Autor bei Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Bei uns findest du aktuelle Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel decken eine Vielzahl von Themen ab und bieten fundierte Informationen für unsere Leser. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Streben nach Genauigkeit bemühe ich mich, relevante und gut recherchierte Inhalte zu liefern. Folge mir für die neuesten Entwicklungen aus aller Welt!

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