Kaarst: Das Zentrum wurde 1933 von der NSDAP überholt
In der Stadt Kaarst gibt es ein dunkles Kapitel in der Geschichte, das bis heute noch immer viele Fragen aufwirft. Im Jahr 1933 geschah etwas, das die Stadt für immer verändern sollte. Die NSDAP, die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, übernahm das Zentrum von Kaarst und änderte damit die politische und soziale Landschaft der Stadt grundlegend. Diese Ereignisse haben tiefgreifende Auswirkungen auf die Bevölkerung von Kaarst und prägten das Stadtbild für viele Jahre. In diesem Artikel werden wir uns näher mit diesem wichtigen Abschnitt der Geschichte von Kaarst auseinandersetzen und die Auswirkungen dieser Übernahme auf die Stadt und ihre Einwohner untersuchen.
Kaarst: Wahlgeschichte und NS-Aufarbeitung in der Stadtgeschichte
Am Dienstagabend stand das Thema Wahlen und Abstimmungen in Kaarst zwischen 1918 und 1949 im Mittelpunkt der Vortragsreihe „Stadtgeschichte am Abend“ in den Räumen der VHS. Der Historiker Ansgar Klein, seit 1. August 2023 als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Erforschung der Regionalgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts tätig, warf in seinem Vortrag viele Schlaglichter auf das Wahlverhalten der Büttgener und Kaarster Bürger.
Einblick in die Wahlgeschichte
Ausgestattet mit reichlich Zahlenmaterial und Schaubildern brachte er den rund 40 Zuhörern die Ergebnisse des damaligen Zeitraums näher. Das Thema war angesichts der anstehenden Europawahl und weiterer Landtagswahlen in diesem Jahr aktueller denn je, vor dem Hintergrund der Anschläge auf Politiker auch sehr brisant.
Klein hatte in akribischer Detektivarbeit das Abstimmungsverhalten der Bürger bei Reichstags- und Kommunalwahlen recherchiert – die Aktenlage war zum Teil sehr lückenhaft. Interessant war die Aussage, dass 1919 bei den Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung das „Zentrum“ in Büttgen mit 97,2 Prozent sehr hoch abschnitt.
Das Zentrum als beherrschende Partei
Auch bei den Reichstagswahlen 1920 bis 1933 erwies sich das „Zentrum“ als beherrschende Partei und blieb bis 1933 stärkste politische Kraft – erst danach begann die NSDAP in Büttgen deutlich zu erstarken. Ansgar Klein fasst dazu zusammen: „Das Wahlverhalten bei Reichstagswahlen entsprach dem im überwiegend katholischen Rheinland: ein starkes Zentrum, das von Wahl zu Wahl schwächer wurde und erst 1933 in Büttgen von der NSDAP überflügelt werden konnte“.
Sie konnte ihre Stimmenzahl deutlich steigern: 18 Stimmen zählte man im Jahr 1928 und 1933 waren es bereits 1800. Die KPD lag meistens vor der SPD.
Kommunalwahlen: Ein anderes Bild
Für die Kommunalwahlen zeichnete Klein ein anderes Bild: Hier konnten die Wahlberechtigten zwischen vielen kleinen Parteizusammenschlüssen wählen. Merkwürdig war das totale Desinteresse bei den Wahlen 1919, denn die Beteiligung lag bei vier Prozent. Der Grund sind wahrscheinlich die Einheitslisten für Kaarst und Büttgen.
Nach 1946 wurde die CDU die stärkste politische Kraft bei den Kommunalwahlen.
Zur Bedeutung der Aufarbeitung
Stadtarchivar Sven Woelke bemängelte das Fehlen vieler Akten, die Anfang März 1945 in Büttgen vernichtet worden sind: Grund unbekannt. Dass ein Zuhörer Fremd- und Zwangsarbeiter als mögliche Urheber nannte, ordnete Keywan Klaus Münster vom LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in den Bereich Mythos ein. Ihm war wichtig, dass die Erforschung und Aufarbeitung der Wahlen in Kaarst und Büttgen der Orientierung für Gegenwart und Zukunft dienen.
Der Vortrag wurde musikalisch umrahmt von Benedikt Fuhrmann mit seiner Gitarre.
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