Rassismus-Vorwürfe, 9-Euro-Punk-Bewegung auf Sylt - Was ist los auf Sylt?

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Rassismus-Vorwürfe, 9-Euro-Punk-Bewegung auf Sylt - Was ist los auf Sylt?

Die nordfriesische Insel Sylt ist bekannt für ihre malerischen Strände und ihre idyllische Landschaft. Doch in den letzten Tagen haben sich Rassismus-Vorwürfe erhoben, die die öffentliche Meinung aufgeschreckt haben. Es geht um die 9-Euro-Punk-Bewegung, die sich auf der Insel breitgemacht hat. Die Polizei hat bereits erste Ermittlungen aufgenommen, um die Vorwürfe zu überprüfen. Doch was ist los auf Sylt? Wie konnten solche Vorfälle auf einer Insel passieren, die sich als Touristenparadies präsentiert? Wir werfen einen Blick auf die Vorgänge auf Sylt und versuchen, Licht in das Dunkel zu bringen.

Rassistisches Geheul auf Sylt: Was ist los auf der Insel?

Die Eiswürfel klirren in den Gläsern, aus den Musikboxen dröhnen Bässe über die Terrasse des Nobellokals Pony auf Sylt. Dort, wo junge Männer und Frauen auf einer Pfingstparty vor einer Woche offenbar rassistische Parolen gegrölt hatten, sitzen am Freitagabend Menschen unter dem rosafarbenen Abendhimmel und trinken entspannt Gin-Tonic.

Sylt: Rassistische Parolen im Nobelbar: Ein Ausländerraus-Gesang

Sylt: Rassistische Parolen im Nobelbar: Ein Ausländerraus-Gesang

Am Abend, nachdem das Party-Video sich viral verbreitet hatte, sitzen hier nur wenige Menschen, die Kellner wirken erschöpft vom Medienrummel rund um die „Deutschland den Deutschen - Ausländer raus!“-Gesänge zur Melodie eines Party-Hits. DJ Gigi D'Agostino äußert sich nach rassistischem Gesang zu seinem Lied.

Rassismus-Vorfall auf Sylt: Einzelne Menschen, die Kellner wirken erschöpft

Rassismus-Vorfall auf Sylt: Einzelne Menschen, die Kellner wirken erschöpft

Der Eklat um das Video, das zu Pfingsten in dem Lokal im Inselort Kampen entstanden sein soll, beschäftigt jetzt ganz Deutschland. Seit Donnerstagabend geht der kurze Clip in den sozialen Medien viral - das Entsetzen ist groß.

Der Staatsschutz ermittelt, Politikerinnen und Politiker äußern sich schockiert.

Vor zwei Jahren waren Punks aus ganz Deutschland mit dem 9-Euro-Ticket nach Sylt gereist und hatten unter anderem mit ihrem Protestcamp für Schlagzeilen gesorgt. Ähnlich wie damals wird jetzt bundesweit über die Menschen geschrieben, getwittert und diskutiert, die auf Sylt zu „L’amour toujours“ von Gigi D'Agostino - scheinbar völlig ungeniert und ausgelassen - rassistische Parolen grölen.

Ein Mann scheint mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten.

Selbst Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich öffentlich zu den Vorkommnissen im Pony geäußert. Es ist nicht das erste Mal, dass das Lied in Deutschland für rechte Parolen missbraucht wird - aber wohl der Vorfall, der am meisten öffentlich diskutiert wird.

Expertin: Sylt steht im Medien-Fokus

Expertin: Sylt steht im Medien-Fokus

„Die mediale Aufmerksamkeit hat etwas damit zu tun, dass es jetzt nicht klischeehaft irgendwo tief in Sachsen, in einer Kneipe oder Disco stattfindet, sondern eben da, wo die „Schönen und Reichen“ sind“, sagt Dr. Pia Lamberty, Co-Geschäftsführerin des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas). Dieser Bruch mit Erwartungen generiere generell mehr Aufmerksamkeit.

In Kampen: Party-Gast erzählt vom Abend Luca Huth war am Pfingstsamstag im Pony, er ist schockiert. „Man kann den Kellnern keinen Vorwurf machen, man konnte es nicht hören, es war ja nur drei Sekunden lang, und es wurde überall so laut gegrölt“, sagt der 23-Jährige, der jedes Wochenende im Pony ist.

„Uns war das komplett neu, dass das missbraucht wird“

Das berichten auch andere Gäste am Freitagabend im Pony. Es sei so laut gewesen zu Pfingsten, es gehe in der Masse unter, wenn fünf Leute singen. Viele der Gäste hätten am Pfingstsamstag auch die Fußball-Parole „Hamburger Jungs“ zum Lied gesungen, sagt eine junge Frau.

Reaktionen auf den Rassismus-Vorfall

Reaktionen auf den Rassismus-Vorfall

Der Betreiber der bekannten Bar, in der die Party stattfand, distanzierte sich von dem rassistischen Vorfall und kündigten Konsequenzen an. Sylter Dehoga-Chef Dirk Erdmann sagt: „Wir verurteilen die Aktion scharf, es ist einfach schrecklich. Diese Menschen gehören so hart bestraft, wie es in einem Rechtsstaat möglich ist“.

Mit Kollegen auf der Nordseeinsel will er jetzt über eine mögliche Kampagne gegen rechts in Restaurants und Hotels sprechen. Aktionismus sei hier fehl am Platz: „Das muss man mit Bedacht machen“, sagt er.

Mögliche Konsequenzen des Videos für Sylt als Urlaubsinsel seien derzeit nicht absehbar. „Sylt ist nicht rassistisch, und ich hoffe, dass dieser Vorfall wegen solcher Dummköpfe dem Image der Insel nicht schadet.“

Ein zutiefst asoziales Verhalten

„Ausländer raus“-Rufe in Sylter Nobelbar. Auch der Club Rotes Kliff im Nobelort Kampen berichtet von einem „Rassismus-Vorfall“ zu Pfingsten. Die betroffenen Personen seien des Clubs verwiesen worden und hätten dort jetzt Hausverbot, schrieben die Betreiber am Freitag auf Instagram.

Zahlreiche Restaurantbetreiber auf der Insel distanzieren sich von den rassistischen Parolen im Pony, unter ihnen auch Sanisbar-Chef Herbert Seckler. Jürgen Gosch, Betreiber des gleichnamigen Fischimperiums auf Sylt, wollte sich am Samstag nicht zum Pony-Eklat äußern: „Ich war nicht in Kampen dabei. Am Lister Hafen ist eine friedliche Welt“, sagt er der dpa.

Auf der Insel sind in den kommenden Tagen Mahnwachen und eine Demo geplant - Details waren zunächst nicht bekannt. Kampens Bürgermeisterin: Das Dorf ist weltoffen Die Gemeinde Kampen distanziert sich von dem Vorfall zu Pfingsten im Pony: „Kampen ist ein weltoffenes Dorf, diese Personen repräsentieren weder das Dorf noch die Insel“, sagt Kampens Bürgermeisterin Stefanie Böhm. Man dürfe die Augen vor solchen Aktionen nicht verschließen. Eine Konsequenz: Auch die Gemeinde hat Anzeige erstattet.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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