Richard Gutjahr fordert Handy-Verbot an deutschen Schulen
In Deutschland wird die Debatte um die Nutzung von Handys an Schulen immer lauter. Nun fordert der bekannte Journalist und Medienexperte Richard Gutjahr ein Verbot von Handys an deutschen Schulen. Laut Gutjahr führen die ständigen Ablenkungen durch die Social-Media-Plattformen und die Möglichkeit, jederzeit online zu sein, zu einer Konzenzationsstörung bei den Schülern und behindern somit den Lernprozess. Deshalb fordert er, dass Schulen und Eltern gemeinsam dafür sorgen sollten, dass die Schüler während des Schulalltages auf ihre Handys verzichten. Doch wird ein solches Verbot tatsächlich die gewünschte Wirkung erzielen oder führt es zu neuen Problemen?
Ein Umdenken: Smartphones gehören nicht in die Schule
Ich habe mich geirrt. 2007 hielt ich das erste iPhone in der Hand und war begeistert. Ein revolutionäres Werkzeug, dachte ich, das Wissen, Freundschaften und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern wird. Als Italien, Spanien und Frankreich Smartphones an Schulen untersagten, schüttelte ich den Kopf: Wie rückwärtsgewandt!
Doch jetzt zeigen die Fakten: Smartphones müssen raus aus den Schulen. Ausgerechnet Kalifornien, Heimat von Apple, Google und Facebook, plant nun ein Verbot. Die Pisa-Studie von 2022 zeigt, dass Schüler, die ihre Handys im Unterricht nutzen, signifikant schlechter abschneiden. 45 Prozent der Schüler geben an, nervös zu werden, wenn ihr Handy nicht in Reichweite ist.
Schüler, die im Unterricht Benachrichtigungen deaktivieren, schneiden um 19 Punkte besser ab, was einem halben Schuljahr Lernfortschritt entspricht. Dieser Befund ist alarmierend und sollte uns alle zum Nachdenken anregen.
Die Suchtgefahr ist das größte Problem
Das vielleicht gravierendste Problem dabei ist allerdings die Suchtgefahr. Kinder und Jugendliche, die ständig erreichbar sein müssen, zeigen vermehrt Symptome von Stress und Schlaflosigkeit. Dieser ständige Standby-Modus wirkt sich negativ auf Konzentration und Wohlbefinden aus.
Laut Industrieländer-Organisation OECD sind Schüler, die ihr Handy im Unterricht verwenden, weniger zufrieden und weniger stressresistent. Smartphones in der Schule fördern Isolation und Einsamkeit. Schüler, die persönlich miteinander kommunizieren statt über Smartphones, entwickeln bessere soziale Kompetenzen und sind weniger abgelenkt.
Das zeigen die Daten aus Ländern, wo Handys an Schulen seit Jahren verboten sind. Und Deutschland? Bei uns ist die Schule Ländersache. Ein generelles Verbot ist nicht geplant. Schulen könnten die Nutzung im Schulalltag zwar einschränken, das Mitbringen des Geräts aber nicht verbieten.
Die Verantwortung liegt bei uns
Smartphones haben viele Vorteile, aber sie gehören nicht in die Schule. Es liegt in unserer Verantwortung, unseren Kindern eine Umgebung zu bieten, in der sie sich voll und ganz auf ihre Bildung und direkte, persönliche Kommunikation konzentrieren können – ganz ohne digitalen Ballast.
Unser Autor ist Blogger und Digitalexperte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Optehostert ab.
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