Stunden vor der Premiere von Anatevka in der Düsseldorfer Rheinoper

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Stunden vor der Premiere von Anatevka in der Düsseldorfer Rheinoper

Die erste Aufführung von Anatevka, einem der beliebtesten Musicals aller Zeiten, steht unmittelbar bevor. In nur wenigen Stunden wird die Düsseldorfer Rheinoper zum Schauplatz für das aufregende Ereignis werden. Die Premiere verspricht, ein unvergessliches Erlebnis für die Zuschauer zu werden, wenn die berühmte Geschichte von Tevye, dem Milchmann, auf die Bühne kommt. Die Produktion unter der Regie von Michael Koch hat viel versprechende Ankündigungen gemacht und die Erwartungen sind hoch. Wie wird sich die Inszenierung gestalten? Wir sind gespannt!

Premiere von Anatevka in Düsseldorf: Tradition und Heimat in Zeiten von Krieg und Verfolgung

Das Fiddler on the Roof – das ist eines der bekanntesten Motive Marc Chagalls, des französischen Malers polnisch-jüdischer Herkunft. „Verrückt, nicht wahr?“ findet Tevje im Musical „Anatevka“ das Motiv – und zugleich passend. Anatevka ist eine kleine, von Juden bewohnte weißrussische Siedlung. Es geht um Heimat, Familie, Heirat, deren Vermittlung und die listenreiche Verweigerung derselben, auch um Antisemitismus, Verfolgung und Vertreibung.

Anatevka in der Rheinoper: Ein Stück Heimat und Überlebensfreude

Anatevka in der Rheinoper: Ein Stück Heimat und Überlebensfreude

Über allem thront die Tradition, die Halt geben soll – doch sie ist in diesen Zeiten so unsicher wie der Fiedler auf dem Dach. Rituale sind wichtig, sie geben Halt. Erzählt wird die Geschichte von Tevje, seiner Frau Golde und ihren fünf Töchtern, drei davon im heiratsfähigen Alter. Wann es soweit ist und wer sie bekommt, bestimmt die Tradition in Person der Heiratsvermittlerin Jente.

Traummänner gibt es nur im Traum, es sei denn, Tevje holt einen davon da raus, um seine Frau zu überzeugen – entgegen der Tradition. Doch die Traumhochzeit seiner Ältesten stürmt die russische Armee mit brutaler Gewalt. Am Ende – gar nicht happy wie gewöhnlich in Musicals – wird die jüdische Gemeinde aus ihrem Schtetl vertrieben, verliert Heimat und Halt.

Die Geschichte von Tevje und Golde: Ein Musical über Heimat, Liebe und Überleben

Die Produktion ist noch bis Anfang Juli zu sehen. Die Premiere von Anatevka findet am Samstag, 18. Mai, im Opernhaus Düsseldorf statt. Weitere Vorstellungen sind am 26., 29., 31. Mai, 8., 15., 18., 22., 30. Juni und 2. Juli 2024 geplant.

Im Rahmenprogramm Kosmos Jüdische Musik gibt es den Abend L'chaim und alles Gute! Lieder von Gebet bis Revue am Montag, 17. Juni, 19.30 Uhr, im Opernhaus Düsseldorf. Es gibt Musik von Korngold über Benatzky bis Hollaender.

In diesem Treiben die Balance zu halten wie der Geiger auf dem Dach, ist nicht einfach weder im fiktiven Dorf noch in der Inszenierung vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse. Die Kriegsgeschehen in Nahost und in der Ukraine lassen sich kaum ausblenden, so unvorstellbar sie auch sein mochten, als Felix Seiler vor zweieinhalb Jahren die Anfrage bekam, das Stück am Rhein zu inszenieren.

Es ist seine erste Regiearbeit für die Deutsche Oper am Rhein. Anatevka spielt im Jahre 1905, noch zur Zarenzeit, kurz vor der Revolution. Und da soll es auch bleiben. Man dürfe die Zeitachse nicht verschieben, meint Seiler: Es ist eine jüdische Familiengeschichte im Russland unter dem Zaren. In dieser Zeit muss man es lassen, offen und unmittelbar erzählen, auch wenn es gerade Parallelen zur Gegenwart gibt.

Für ihn kein Grund, nachträgliche Änderungen oder Anpassungen in der Inszenierung vorzunehmen. Seiler ist sicher: Die in 'Anatevka' angesprochenen Werte sind zeitlos. Das Publikum wird das Stück auch so verstehen und für sich richtig interpretieren.

Die Musik von Jerry Bock ist ein wichtiger Bestandteil des Musicals. In den eingängigen Broadway-Sound mischen sich melancholische Anklänge jüdischer Musik. Die Düsseldorfer Symphoniker spielen unter der musikalischen Leitung von Harry Ogg alternierend mit Christoph Stöcker.

Mancher Zuschauer wird vielleicht auf dem Nachhauseweg noch Wenn ich einmal reich wär summen wie zuvor Andreas Bittl auf der Bühne. Wie ist Anatevka heute einzuordnen, E oder U, Ernst oder Unterhaltung? Felix Seiler: Das beantworten wir natürlich nicht, weil es beides ist und die Trennung gar nicht braucht.

Das Geheimnis des Stücks ist für ihn die Lebensfreude, vielmehr Überlebensfreude des Milchmanns Tevje, der Sunrise, Sunset, tagein, tagaus, weder seinen verschmitzten Humor noch die Hoffnung verliert, dass es immer weitergeht, irgendwie, irgendwo.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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