70 Jahre verheiratet: Welches Geheimnis bewahrt eine erfolgreiche Ehe?

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70 Jahre verheiratet: Welches Geheimnis bewahrt eine erfolgreiche Ehe?

In einer Zeit, in der schnelle Liebesbeziehungen und flüchtige Romantik immer mehr zum Standard werden, ist es umso bemerkenswerter, wenn ein Paar 70 Jahre lang zusammen bleibt. Was ist das Geheimnis, das eine erfolgreiche Ehe aufrecht erhält? Wir sprechen mit Paaren, die jahrzehntelang zusammen sind und erfahren, wie sie Krisen überwunden, Konflikte gelöst und ihre Liebe lebendig gehalten haben.

Jahre verheiratet: Welches Geheimnis bewahrt eine erfolgreiche Ehe?

Nicht einmal einen Tag soll die vielleicht kürzeste Ehe in der Geschichte der Bundesrepublik gehalten haben. Das berichtete zumindest eine Frau im Juni 2011 in einem Münchner Lokalradio.

Zum Beweis hatte sie ihr Scheidungsprotokoll mitgebracht. Auslöser sei ein Streit auf der Hochzeitsfeier zwischen dem Paar gewesen. Neun Stunden nach dem Ja-Wort seien die Scheidungspapiere bereits unterzeichnet gewesen.

Derart wenig Durchhaltewillen wäre für Katharina und Rolf Stefan unvorstellbar. Obwohl auch den beiden Vennhausern damals, im Winter 1953, von mancher Seite bereits bei der Hochzeit ein baldiges Ende ihrer Ehe prognostiziert wurde.

Denn das Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter sei nicht immer einfach gewesen, erzählt Katharina Stefan, eine typische Rheinländerin, mit herrlich breitem Dialekt und dem Herz auf der Zunge. „Sie sagte an dem Tag zu mir, dass sie uns zwei Jahre gibt“, erinnert sie sich. „Jetzt sind es schon 70. Da können Sie mal schauen!“

Die Gnadenhochzeit - ein seltenes Ereignis

Die Gnadenhochzeit - ein seltenes Ereignis

In 75 Jahren nie ohne einen Kuss schlafen gegangen. Im vergangenen November feierten die Stefans die sogenannte Gnadenhochzeit. Ein zunehmend selten in Erscheinung tretendes Jubiläum in Deutschland.

Zum einen, weil es beiden Partnern natürlich erst einmal vergönnt sein muss, auch ein entsprechendes Alter zu erreichen. Aber bei den knapp 140.000 Ehen, die 2022 beendet wurden, betrug die Durchschnittsdauer dem Statistischen Bundesamt zufolge nur um die 15 Jahre.

Nach diesen Maßstäben gerechnet, haben die Stefans also bereits mehr als vier Ehe-Zyklen durchlebt. Worin liegt ihr Geheimnis? Pauschal haben die beiden darauf keine Antwort.

„Heutzutage kämpfen die Paare kaum noch. Dabei ist eine Scheidung teuer.“ Ein Satz, den Katharina Stefan beiläufig formuliert, am Tisch des gemütlichen Esszimmers ihres Hauses in der Tannenhof-Siedlung, in welches das Paar kurz nach der Eheschließung gezogen war.

Und das die beiden 89-Jährigen bis heute eigenständig bewohnen.

Von Verzicht geprägt

Von Verzicht geprägt

Diesmal im Düsseldorf-Podcast: Wieso der Datenschutz die Verschönerung der Graf-Adolf-Straße verzögert. Was ein Düsseldorfer in eine uralte Flaschenpost stecke. Und was die US-Konsulin über Düsseldorf gelernt hat.

Doch steht die Aussage sinnbildlich für ihre Generation, die unter ganz anderen Voraussetzungen aufwachsen musste, als alle folgenden. Die zu Beginn ihres Lebens Krieg statt Frieden erlebte, in Bunkern statt Kinderzimmern spielte und in Trümmerhäusern statt Neubauten wohnte.

Und die in ihrer Jugend vom Mangel umgeben war, statt von Überfluss. Das wird aus ihren Erzählungen deutlich. Einmal die Woche schaut Tochter Astrid bei den beiden nach dem Rechten.

„Was die beiden bis heute so geprägt hat, war der Verzicht“, glaubt sie. „Manche Dinge aus der Kindheit vergisst man eben nicht mehr“, ergänzt ihre Mutter.

Seit Kindesbeinen

Seit Kindesbeinen

Seit Kindesbeinen kennen sich die Stefans schon. Schräg gegenüber hat er damals gewohnt, zusammen sind sie in die Grundschule am Erfurter Weg gegangen.

Oft habe Rolf an der Tür geklopft, um mit Katharinas Bruder zu spielen. „Aber in Wahrheit hat er dabei nach mir Ausschau gehalten“, sagt sie schmunzelnd.

In ihrer Jugend haben sie sich dann häufig in einer gemeinsam Freundesgruppe gesehen, die in den Straßen rund um den Gothaer Weg musizierte. Irgendwann gab „Käthe“ seinem Werben nach.

Wirklich über sprang der Funke am Rosenmontag. Allerdings nicht beim Karneval, sondern im Krankenhaus, in dem Rolf nach einer Blinddarm-OP lag und von ihr besucht wurde.

„Auf der Spülmaschine stand nie ein Name“

Ratschläge für die Enkelkinder?

Ratschläge für die Enkelkinder?

Heute können die beiden auf viele gemeinsame Erinnerungen zurückblicken. An den ersten Familienurlaub etwa, 1962 nach Spanien, mit einem VW Käfer.

An die 45 Karnevalswagen, die Rolf Stefan für seine „Hötter Jonges“ gebaut hat. An das 50. Ehejubiläum, welches mit Freunden und Verwandten groß gefeiert wurde.

Drei Kinder, acht Enkel und fünf Ur-Enkel sind aus dieser Verbindung entsprungen. Was raten sie ihren Nachkommen, die doch mit ganz anderen Idealen, Wünschen und Möglichkeiten aufwachsen?

Rolf Stefan winkt ab. Die würden ihr ganz anderes Leben leben und keine Ratschläge benötigen. „Und das ist auch gut so.“

Einen Tipp haben die beiden Jubilare aber doch noch, was es für eine respektvolle, wertschätzende Beziehung braucht. „Toleranz und beidseitiges Einverständnis“, antworten sie unisono.

Und ein Durchhaltevermögen, auch die schlechten Tage gemeinsam durchstehen zu wollen. Rolf Stefan hat dafür ein abgewandeltes Sprichwort parat. „Leb dein Leben beständig, denn man ist länger tot, als lebendig.“

Ursula Herrmann

Ich bin Ursula, Journalistin bei der Webseite Hol Aktuell. Als Generalistin berichte ich über nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel sind immer aktuell und informativ, um unseren Lesern die wichtigsten Ereignisse des Tages zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, unsere Leser stets gut informiert zu halten.

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