Europawahl 2024: Was unterscheidet Ursula von der Leyen von ihren Rivalen?

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Europawahl 2024: Was unterscheidet Ursula von der Leyen von ihren Rivalen?

Die Europawahl 2024 rückt näher und die Frage nach dem nächsten Präsidenten der Europäischen Kommission stellt sich immer dringlicher. Eine der prominentesten Kandidatinnen für das Amt ist Ursula von der Leyen, die aktuell als Verteidigungsministerin in Deutschland tätig ist. Doch was unterscheidet sie von ihren Rivalen? Was macht sie zu einer starken Kandidatin für das wichtigste Amt der Europäischen Union?

Die andere Ursula: Wie EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen ihre Wahlkampfstrategie ändert

„Guten Morgen, Rom!“, „Es ist gut, wieder in Split zu sein!“, „Ich bin sehr glücklich, in Tschechien zu sein!“ Das findet sich in diesen Tagen nicht auf den offiziellen Kanälen der Brüsseler Blase. Gewöhnlich überträgt der europäische Videoservice nahezu jeden Schritt, jedes Strahlen, jedes Wort der EU-Kommissionspräsidentin. Doch ihre Auftritte in Italien, Kroatien, und Tschechien, auch die in Dänemark, Polen und Deutschland fehlen völlig.

Denn dahin reist die Spitzenkandidatin der Europäischen Volkspartei. Bei beiden Figuren handelt es sich um Ursula von der Leyen. Doch wenn EU-Korrespondenten von der EU-Kommission wissen wollen, was die EU-Kommissionspräsidentin mit Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni besprochen hat, müssen deren Sprecher passen. Wahlkampf.

Zu erleben ist eine andere von der Leyen: Nicht die demonstrativ präsidial über dem Parteienstreit stehende Europa-Staatsfrau. Sondern die Parteipolitikerin, die bewusst von „uns Christdemokraten“ spricht. Ob sie das wirklich ernst meint, halten nicht alle ihre Parteifreunde für gesichert.

In ihren Hinterköpfen ist die von der Leyen, die bereits als Arbeitsministerin 2013 bei der Frauenquote die eigene Fraktion auszutricksen versuchte, die ab 2019 als Kommissionspräsidentin vor allem grüne Klimapolitik durchzudrücken versuchte - und die es auch vermied, bei dieser Europawahl selbst wählbar zu sein. Sie entschied sich gegen die Option, wenigstens in ihrer niedersächsischen Heimat auf den Stimmzetteln zu erscheinen.

Sie kandidiert europaweit als EVP-Frau „nur“ für die Kommissionspräsidentschaft. Es war die „Ursula-Koalition“ aus Christdemokraten, Sozialdemokraten und Liberalen im Europaparlament, die ihr vor fünf Jahren eine erste Amtszeit ermöglichte, nachdem die EU-Regierungschefs nicht den Wahlsieger Manfred Weber vorgeschlagen, sondern Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die damalige deutsche Verteidigungsministerin aus dem Hut gezaubert hatte.

Nun geht es um Ursula II. Bereits vor dem Öffnen der ersten Wahllokale in knapp drei Wochen ist klar, dass sie die besten Chancen hat. Keiner ihrer Mitbewerber kann auf so viel Rückhalt im Rat und im Parlament zählen wie sie. Doch eine sichere Bank ist das nicht.

Das erklärt ihren wiederholten Schulterschluss mit der Rechtspopulistin Meloni, die als Vorsitzende des Rechtsaußenflügels EKR mit mehr Einfluss als je zuvor rechnen kann. Und so ist auch hier eine andere von der Leyen zu sehen. Als sie die Drohnen-Bewaffnung der Bundeswehr als heikles Thema erkannte und die Fotografen bei einem Truppenbesuch darauf warteten, dass die Verteidigungsministerin von der Leyen sich die ausgestellten Drohnen anschauen würde, machte sie einen großen Bogen darum.

Sie wollte weder semantisch noch optisch damit in Verbindung gebracht werden. Nun verbindet sie sich aktiv mit dem noch heikleren Thema einer Zusammenarbeit mit dem rechten Rand. Die frühere von der Leyen hätte die Gedankenspiele weiterhin dem EVP-Parteichef Weber überlassen und sich selbst wortreich und nichtssagend mit Allgemeinplätzen daran vorbei gemogelt.

Die aktuelle Kandidatin schließt eine Kooperation ausdrücklich nicht aus, so lange die Kräfte, die sie zur Unterstützung gewinnen will, für den Rechtsstaat, für die Ukraine und für die EU sind. Ob sie damit Teile der alten Ursula-Koalition verprellt, wird sich in den Verhandlungen nach den Wahlen zeigen.

Das Thementableau für Ursula II. soll ohnehin aus weniger Tempo beim Klima und mehr Nachdruck beim Wettbewerb gebildet werden. Mit neuer Mehrheitsbildung, wenn nötig. In der ersten Amtszeit ist ebenfalls schon alles ganz anders gekommen.

Die Gesundheitskrise von historischen Ausmaßen hatte vor der Corona-Pandemie niemand auf dem Zettel, auch die gelernte Ärztin von der Leyen nicht. Und dass Russland die in Jahrzehnten austarierte europäische Friedensordnung mit einem brutalen Angriffskrieg zerstören würde, hielt kaum einer für möglich, auch die sicherheitspolitisch geschulte von der Leyen nicht.

Beides hätte an der EU-Kommission meilenweit vorbei gehen können. Sie hat keinerlei Zuständigkeiten bei Gesundheit und Verteidigung. Doch von der Leyen wusste in jeder Krise beherzt zuzupacken und erarbeitete sich so schon 2022 den Titel „Mächtigste Frau der Welt“, verliehen vom US-Magazin Forbes.

Ursula von der Leyen: Von der Parteipolitikerin zur Europa-Staatsfrau

Ursula von der Leyen: Von der Parteipolitikerin zur Europa-Staatsfrau

Was ihr weltweit Achtung einbrachte, bildet zugleich die Folie für Zweifel. Ihre Gegner lassen bis heute das Fragengeflecht rund um ihre SMS-Kontakte mit Impfstoffproduzent Pfizer auch juristisch köcheln. Und das Parlament entschied, die von ihr betriebene Freigabe gesperrter EU-Mittel für Ungarn vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen.

Bei der anderen Schwäche greifen FDP-Chef Christian Lindner und seine Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann provozierend auf: die nicht in den Griff bekommene Bürokratisierung. Indem von der Leyen ankündigt, nach ihrer Wahl 25 Prozent aller Berichtspflichten für Unternehmen zu streichen, entlarvt sie sich selbst.

Denn das hatte sie bereits in ihrer ersten Amtszeit versprochen. Doch sie pariert Angriffe auch von liberaler Seite und bedauert an die Adresse des Finanzministers Lindner, dass ihm und seinen Amtskollegen die Kapitalmarktunion nicht gelungen sei, was jährlich 470 Milliarden an Investitionen freigesetzt hätte.

Sie musste die Brüsseler Mechanismen eben nicht erst lernen. Mit ihrem Wechsel von der deutschen in die europäische Hauptstadt kam sie buchstäblich nach Hause. Hier war sie 1958 geboren worden, hier verbrachte sie Kindheit und Jugend, bevor ihr Vater Ernst Albrecht Karriere in Niedersachsen machte, von 1976 bis 1990 sogar als Ministerpräsident wirkte.

Da war die fünffache Mutter selbst auf dem Weg in die Topränge der Politik, lehrte Mitbewerber durch großen Einsatz das Fürchten. Nun macht sie ihren vor zehn Jahren verstorbenen Vater zum Teil ihrer Kampagne, schildert, wie er von Europa sprach, als sei es Teil der Familie. Und wie er ihr auftrug, auf Europa aufzupassen.

Hier scheinen sich Präsidentin und Tochter plakativ zu einer persönlichen Mission zusammenzufinden.

Ursula Herrmann

Ich bin Ursula, Journalistin bei der Webseite Hol Aktuell. Als Generalistin berichte ich über nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel sind immer aktuell und informativ, um unseren Lesern die wichtigsten Ereignisse des Tages zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, unsere Leser stets gut informiert zu halten.

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