H-Kennzeichen: Wenn das Motorrad zum Oldtimer wird

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Was macht einen Oldtimer aus?

Man kann Oldtimer juristisch definieren, steuerrechtlich oder technisch. Thomas Welzel, 58-jähriger Elektroingenieur und Vorstandsmitglied des Veteranen-Fahrzeugverbandes, beschreibt lieber aus seiner mehr als 30-jährigen Praxis als Fan alter Motorräder, was für ihn einen Oldtimer ausmacht: Da ist man immer halb Fahrer und halb Maschinist, sagt er.

Ein wichtiger Aspekt ist die Wartung des Fahrzeugs. Läuft die Ölpumpe richtig mit? Rasseln die Ventile? Knallen Fehlzündungen im Auspuff?, erklärt Welzel. Das muss man alles im Blick und im Ohr haben und vieles auch während der Fahrt nachstellen.

Das Feeling im Blut

Das Feeling im Blut

Wer kein Oldtimer-Fahrer ist, kann sich nicht vorstellen, wie es ist, ein solches Fahrzeug zu bedienen. Etliche werden mit einem kräftigen Tritt auf den Kickstarter in Gang gesetzt. Dafür muss man erst das Ventil öffnen und dann den Kolben in den Totpunkt bringen, erklärt Welzel.

Doch was bedeutet Totpunkt? Welzel lächelt freundlich: Das klingt komplizierter als es ist. Man fühlt schnell, wie die Handgriffe richtig sitzen. Und wer dieses Feeling nicht hat, will sowieso keinen Oldtimer fahren.

Die Voraussetzungen für das H-Kennzeichen

Die Voraussetzungen für das H-Kennzeichen

Fahrzeuge, die 30 und mehr Jahre alt sind, dürfen in Deutschland ein H für historisch auf dem Kennzeichen tragen. Mit der Option auf günstigere Kfz-Steuern und Versicherungsbeiträge unterstützt der Gesetzgeber seit 1997 das automobile Kulturgut.

Voraussetzung ist, dass die Fahrzeuge weitgehend im Originalzustand sind oder fachmännisch restauriert wurden. Eine oft kostspielige Hürde, die nicht alle Oldtimer schaffen.

Die Rarität der Oldtimer-Motorräder

Die Rarität der Oldtimer-Motorräder

Der Bestand entsprechend alter Fahrzeuge mit und ohne H-Kennzeichen hat sich in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt von 2012 bis 2022 auf 732.000 fast verdreifacht, wobei die Oldtimer-Motorräder innerhalb dieser exklusiven Nische mit gut 17.000 Exemplaren besonders rare Exoten sind.

Welzel besitzt zwölf davon. Das älteste: Eine Imperia aus Bad Godesberg, Baujahr 1929, die in ihrem Wappen den Kölner Dom zeigt und aus 500 Kubikzentimetern Hubraum 22 PS Leistung erzeugt.

Die Exklusivität der Oldtimer

Es gibt auch noch exklusivere Exemplare. Welzel erzählt von einer Versteigerung Ende 2016, bei der die große Schwester seiner Supersport, eine Brough Superior mit Austin-Motor für rund 400.000 Euro unter den Hammer kam.

Guido Kupper, Chefredakteur der Fachzeitschrift Motorrad Classic, berichtet von einer Harley-Davidson Model 4 Strap Tank mit Baujahr 1908, die vor ein paar Jahren sogar für 935.000 US-Dollar (gut 850.000 Euro) versteigert worden ist.

Die Vielfalt der Preise

Aber es geht auch günstiger. Von ein paar hundert Euro für ein Brot- und Butter-Motorrad der 1950er bis 1980er in schlechtem Zustand über rund 15.000 Euro für perfekte Traumklassiker der 1970er wie eine Honda CB 750 Four oder eine Kawasaki 900 Z1 bis zu 150.000 Euro für eine frühe Vespa ist alles möglich, skizziert der Motorjournalist die Bandbreite.

Die Zukunft der Oldtimer

Die Oldtimer der 1970-er bis 1990-er Jahre seien meist Massenprodukte gewesen, zu denen sich dank Internet das Gewünschte meist noch irgendwo auf der Welt auftreiben lasse.

Welzel verweist zudem auf Manufakturen, die Spezialteile zur Not auch nachbauen können. So eine nachgebaute Nockenwelle kostet allerdings schnell 500 Euro, wenn es dazu noch ein Muster oder zumindest eine technische Zeichnung gibt, so Welzel.

Die Zukunft der Oldtimer sieht also rosigen aus.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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