Thyssenkrupp-Belegschaft protestiert gegen Pläne zur Teilnahme am Stahlmarkt
Am Donnerstagmorgen demonstrierten rund 4500 Mitarbeiter von Thyssenkrupp direkt vor der Essener Konzernzentrale gegen die Pläne des Vorstandes zum teilweisen Verkauf der Stahlsparte. „Thyssenkrupp ist Zukunft, Stahl ist Zukunft“ hieß es vehement, als Betriebsratschef Tekin Nasikkol davor warnte, die Vertreter der Belegschaft in der Aufsichtsratssitzung am Nachmittag zu überstimmen.
„Wer gegen uns mit der Brechstange vorgeht, gegen den gehen wir mit dem Hammer vor“, rief er und hob einen stählernen Hammer. Breiter Beifall folgte.
IG Metall ruft zu Demonstration bei Thyssenkrupp in Essen auf
IG Metall und Betriebsräte hatten die Belegschaft zur Kundgebung vor der aufgerufen, um ihren Aufsichtsräten vor der entscheidenden Abstimmung den Rücken zu stärken. Polizei sicherte das Eingangsportal.
„Ich schäme mich dafür, dass sich der Vorstand vor der eigenen Belegschaft versteckt“, meinte Jürgen Kerner, 2. Chef der IG Metall und stellvertretender Vorsitzender des Konzernaufsichtsrates.
Arbeitnehmer von Thyssenkrupp protestieren gegen Verkauf von Stahlsparte
Das Herz der Stahlindustrie, Konzern Thyssenkrupp, hat insgesamt rund 100.000 Beschäftigte, von denen 27.000 zur Stahlsparte gehören. Jobabbau in Duisburg ist wichtigster Standort der Stahlsparte. Ein Viertel der Kapazität soll wegfallen. Das könnte Tausende der 13.000 Stellen kosten.
„Wir lassen nicht zu, dass in diesem Land die Sozialpartnerschaft mit Füßen getreten wird“, verkündete NRW-Minister für Arbeit- und Soziales Karl-Josef Laumann (CDU) am Mikrophon. Scharf kritisierte er, dass unklar sei, welche Folgen und Ziele der Einstieg des Investors auf Dauer habe. „Ohne Transparenz kann kein Vertrauen entstehen.“
Thyssenkrupp-Chef Miguel López sagte, erst solle Kretinsky einsteigen, im nächsten Zug werde die Strategie für den Stahl festgelegt.
„Das ist alles andere als Mitbestimmungskultur“, so Kerner. Das sieht auch Laumann so.
„Der Weg zum grünen Stahl wird nicht einfach“, sagte er nur klar. Und er erinnerte den Vorstand daran, dass Thyssenkrupp am Staatstropf hängt: Die zugesagten 700 Millionen Euro Subvention, um Stahl mit Wasserstoff herstellen zu können, seien „die höchste Einzelförderung des Landes“.
„Wir wollen, dass Nordrhein-Westfalen ein Industrieland bleibt.“ Dem widersprach Lopez in seiner Rede nicht, die er trotz immer neuer Unterbrechungen stoisch vortrug. „Wir wollen, dass auch in Zukunft in Duisburg Qualitätsstahl gekocht wird“. Das werde aber „ohne Einschnitte nicht gehen.“
„Wir möchten sozialverträgliche Lösungen schaffen“, betonte er. Es solle „weiterhin keine betriebsbedingten Kündigungen geben“, der Zeitrahmen blieb aber offen.
Die Belegschaft war in Bussen und Privatautos von Standorten in ganz Deutschland gekommen. „Zukunft statt Kündigung“ stand auf T-Shirts. „Stop. So nicht, Herr López“ auf Plakaten.
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