Kleve: Grünen-Politikerin Schahina Gambir spricht über das afghanische Debakel

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Kleve: Grünen-Politikerin Schahina Gambir spricht über das afghanische Debakel

In einer emotional aufgeladenen Rede hat die Grünen-Politikerin Schahina Gambir in Kleve über das aktuelle afghanische Debakel gesprochen. Die Politikerin, die selbst afghanischer Herkunft ist, äußerte ihre tiefe Besorgnis über die Entwicklung in ihrem Heimatland. Gambir kritisierte scharf die schnelle Rückzug der internationalen Truppen aus Afghanistan und warnte vor den langfristigen Folgen für die Zivilbevölkerung. In ihrer Rede forderte sie die Bundesregierung auf, mehr für die Rettung afghanischer Zivilisten zu tun.

Kleve: Grünen-Politikerin Schahina Gambir spricht über das afghanische Debakel

Zwei Jahrzehnte lang wirkte die Bundeswehr in Afghanistan. Der Abschied 2021 wurde zu einem Fiasko, binnen weniger Tage übernahm die radikalislamistische Taliban wieder die Kontrolle im Land. Welche Lehren können, welche müssen aus dem Einsatz gezogen werden?

Antworten gab Schahina Gambir, Bundestagsabgeordnete der Grünen, bei einer Veranstaltung des Klever Ortsvereins im Kolpinghaus. Die 32-Jährige weiß, wovon sie spricht: Sie wurde in Kabul geboren, kam als Kind nach Deutschland, behält die Entwicklungen in ihrer Heimat aber genau im Blick. Und Gambir ist Obfrau ihrer Fraktion in der Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“.

Terrorismus und Frauenrechte: Eine schwere Zukunft für Afghanistan

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„Zu Beginn des Einsatzes war Afghanistan eine Blackbox. Und Wissen, das zur Verfügung stand, wurde nicht genutzt. Das war der Beginn unseres Versagens – das muss man so deutlich sagen“, so die Grünen-Politikerin. Es habe unklare Lagebilder zu Afghanistan gegeben, Bundesministerien hätten um Kompetenzen gerangelt. So habe Deutschland ein schlechtes Bild abgegeben.

„Das Land besteht aus vielen Kulturen, Sprachen, es gibt ein großes Stadt-Land-Gefälle“, sagte Gambir. Und die Afghanen könnten sich kaum unabhängig informieren, der Zugang zu Informationen sei versperrt, Journalisten könnten kaum frei arbeiten. Ausländische Medienschaffende müssten ständig in Sorge sein, festgenommen zu werden – jüngst erst sei ein Journalist aus Pakistan festgehalten worden. Der Vorwurf lautete: Er sei ein US-Spion.

„Das ist nur ein Beispiel, das zeigt, wie es derzeit um Afghanistan steht.“ Vor allem das weibliche Geschlecht müsse unter dem Regime der Islamisten leiden. „Besonders prekär ist die Lage für Frauen und Mädchen. Sie dürfen ohne männliche Begleitung das Haus nicht verlassen, haben keinen Zugang zu Schulen oder Universitäten, sie dürfen nicht arbeiten“, sagte Gambir, die sich selbst als Demokratin, Feministin, Kosmopolitin und Optimistin beschreibt.

„Die Frauen sind in ihrer Freiheit stark eingeschränkt. Das trifft auch die vielen Frauen, die sich über Jahre hinweg ein unabhängiges Leben aufgebaut haben.“ Mit der Rückkehr der Taliban seien alle progressiven Errungenschaften dahin gewesen. Die Folge: Die Suizidrate unter Frauen sei in Afghanistan extrem hoch, auch wenn offizielle Zahlen dazu fehlen, berichtete Gambir.

Der Moderator Friedrich Foerster, selbst Stadtverordneter der Grünen in Kleve, hakte nach, wie die Zukunft der Taliban ausschaut. „Ich bin mittlerweile vorsichtig mit Prognosen zu den Taliban“, sagte die Bundestagsabgeordnete. Ein Friedensabkommen zwischen den USA und der Taliban habe 2020 Hoffnung gemacht, die noch kein Jahr später verflogen war. „Von einem Verschwinden der Taliban ist aber derzeit nicht auszugehen“, sagte Gambir.

Sie kritisierte, dass es bis heute nicht gelungen sei, alle Menschen, die in Afghanistan für deutsche Organisationen gearbeitet haben, in Sicherheit zu bringen. Doch wie kann Deutschland noch helfen? Gambir: „Es hilft, über die Schicksale zu sprechen.“

Martin Weiß

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