Desinformationskampagne mit Promis: Falsche Zitate über Ukraine

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Desinformationskampagne mit Promis: Falsche Zitate über Ukraine

Die Desinformationskampagne erreicht neue Höhen: In den letzten Tagen sind falsche Zitate von prominenten Persönlichkeiten wie Schauspielern, Musikern und anderen Prominenten aufgetaucht, die sich kritisch über die Ukraine äußern. Doch was auf den ersten Blick wie ein authentischer Beitrag aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Fälschung. Die Hintermänner dieser Aktion bleiben im Verborgenen, aber ihre Absichten sind klar: die öffentliche Meinung zu manipulieren und die Wahrheit über die Ereignisse in der Ukraine zu verdrehen.

Desinformationskampagne: Prominente werden zu Falschquellen

In sozialen Medien sind kleine Foto-Kacheln mit Prominenten und ihren Zitaten sehr beliebt. Doch eine aktuelle Desinformationskampagne zeigt, dass manchmal Skepsis angebracht ist.

So gibt es im Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine seit einiger Zeit im Netz ein solches Sharepic mit dem Kopf von Til Schweiger und der vermeintlichen Aussage, dass ukrainische Beamte Immobilien in Frankreich und Italien kaufen würden - und man mehr über den Krieg nicht wissen müsse. Oder eines mit einem Bild seines Schauspielerkollegen Jannis Niewöhner und der Zeile, dass die USA nicht verletzt würden, wohl aber Europa.

Dem Rammstein-Sänger Till Lindemann wurde ein Spruch über angeblich „sinnlose Hilfe für die Ukraine“ in den Mund gelegt. Echte Zitate sind das nicht. Sprecher von Lindemann und Niewöhner bestätigten der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass die Prominenten nie solche Aussagen getätigt hätten. Eine Sprecherin von Til Schweiger wollte sich nicht zur Echtheit äußern.

Fake-Zitate in sozialen Medien: Desinformationskampagne mit Promis

Fake-Zitate in sozialen Medien: Desinformationskampagne mit Promis

Die Zitate sind in anderen Medien oder im dpa-Archiv nicht auffindbar. Auch ein Verweis auf eine Quelle fehlt auf den Sharepics. Das Auswärtige Amt deckt eine russische Kampagne zur Desinformation auf.

Das Bundesinnenministerium rechnet die gefälschten Zitate der 2022 aufgedeckten russischen „Doppelgänger“-Kampagne zu. Dem Ministerium sei bekannt, dass die Kampagne „weiterhin aktiv ist und bereits seit Längerem nicht mehr nur die ursprünglich namensgebende Taktik verwendet, Webseiten existierender Qualitätsmedien und öffentlicher Institutionen zu imitieren“, teilte ein Sprecher der dpa mit.

Vor der Europawahl: Viel Absurdes ist im Umlauf. Bundeswahlleiterin Ruth Brandt warnt vor Desinformationen in sozialen Medien.

Das Bundesinnenministerium deckt russische Kampagne zur Desinformation auf

Das Bundesinnenministerium deckt russische Kampagne zur Desinformation auf

Zur neuen Taktik gehören auch die gefälschten Zitate, die prominenten Persönlichkeiten aus der Unterhaltungsbranche in den Mund gelegt würden, so der Sprecher. Diese Technik werde seit November 2023 von der „Doppelgänger“-Kampagne verwendet. Das Ministerium beobachte die Entwicklungen und stehe dazu im Austausch mit Plattformen und internationalen Partnern.

Auch eine Analyse der Zivilorganisation Reset.Tech, die sich mit digitalen Bedrohungen der Demokratie beschäftigt, ordnete die Fake-Zitate der russischen „Doppelgänger“-Kampagne zu, wie das US-Magazin „Wired“ Ende vergangenen Jahres berichtete. Reset.Tech teilte dpa mit, erkennbar werde das, weil die Netzwerke nach ähnlichen Mustern vorgingen und ähnliche Namen verwendeten.

Die EU identifizierte russische Akteure als Verantwortliche für das Desinformationsnetzwerk. Ende Juli 2023 setzte sie fünf mit dem russischen Staat verbundene Organisationen und sieben Menschen auf die Sanktionsliste.

Die gefälschten Ukraine-Aussagen mit den Köpfen Prominenter wurden bis mindestens April dieses Jahres offenbar gezielt in Umlauf gebracht. Sie finden sich in der Anzeigenbibliothek von Facebook, wo bezahlte Beiträge dokumentiert werden. Gegen Geld wurden die Sharepics gezielt Nutzern in Deutschland ausgespielt.

Verantwortlich für die Anzeigen waren Facebook-Seiten mit willkürlich klingenden Namen wie „New Programming KTV“. Meist sind die Seiten schon gar nicht mehr aktiv. Wer tatsächlich dahintersteckt, ist unbekannt.

Der Facebook-Mutterkonzern Meta äußerte sich nicht im Detail zu den Werbeanzeigen oder den Verantwortlichen des Desinformationsnetzwerks. Meta verwies auf seine früheren Berichte zum Vorgehen gegen die „Doppelgänger“-Kampagne.

In seinem Bericht zur Bedrohungslage im August 2023 nannte Meta die Kampagne die größte und aggressivste anhaltende Einflussnahme russischer Herkunft, gegen die der Konzern seit 2017 vorgegangen sei.

Ob Meta die Verbreitung von irreführender Werbung und Desinformationskampagnen ausreichend bekämpft, beschäftigt derzeit auch die EU. Ende April hatte die Europäische Kommission wegen des Verdachts auf Verstöße gegen EU-Recht ein Verfahren gegen den Facebook- und Instagram-Konzern eröffnet.

Es werde unter anderem geprüft, ob sich Meta im Umgang mit politischer Werbung nicht an europäische Regeln gehalten habe, teilte die Kommission in Brüssel mit.

Auch wenn sich Foto-Kacheln mit lustigen oder kontroversen Aussagen mit ein paar Klicks im Netz teilen lassen - Nutzer in sozialen Medien sollten darauf achten, ob angegeben ist, wo die Aussagen fielen. Zitate vermitteln zwar den Eindruck von Authentizität. Auch hier aber gilt: Äußert sich die Person selbst nicht auch auf anderen Kanälen in diesem Sinne, sind Zweifel angebracht, empfiehlt etwa das Bündnis „Deutschland sicher im Netz“.

Udo Mayer

Ich bin Udo, ein erfahrener Redakteur und Chefredakteur der Website Hol Aktuell. Als Generalistische Zeitung bieten wir nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Mit meiner langjährigen Erfahrung in der Branche leite ich ein Team von talentierten Journalisten, um unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu liefern. Meine Leidenschaft für journalistische Exzellenz treibt mich an, sicherzustellen, dass unsere Artikel fundiert und ausgewogen sind. Bei Hol Aktuell steht die Qualität der Berichterstattung an erster Stelle.

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