EM 2024: DFB-Kürzung der EM-Nominierung ist ein großer PR-Coup
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat eine überraschende Entscheidung getroffen: Die Nominierung der Spieler für die Europameisterschaft 2024 wird erstmals in der Geschichte des Verbandes öffentlich bekanntgegeben. Diese Ankündigung hat bereits für große Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt und wird als großer PR-Coup für den DFB gewertet. Durch diese Entscheidung will der Verband die Transparenz und die Offenheit in der Auswahl der Spieler erhöhen. Die Frage bleibt jedoch, ob diese Entscheidung auch langfristig positive Auswirkungen auf den deutschen Fußball haben wird.
DFB-Nominierung: Ein PRCoup in EM-Form
Im März hat Julian Nagelsmann Mut bewiesen. Für die letzten großen Testspiele vor der Heim-EM gegen Frankreich und die Niederlande hat der Bundestrainer auf viele DFB-Dauergäste verzichtet und stattdessen nach einem radikalen Leistungsprinzip nominiert.
Statt Leon Goretzka, Jonas Hofmann und Mats Hummels, standen damals unter anderem Aleksandar Pavlovic, Jan-Niklas Beste und Waldemar Anton im Aufgebot. Rückblickend lässt sich festhalten: Mit dieser Risiko-Nominierung hat der Bundestrainer damals den Grundstein einer Euphoriewelle gelegt, die seitdem viele Fans erfasst hat und sich im besten Fall bis zum EM-Auftakt gegen Schottland am 14. Juni weiter aufbauen wird.
Die DFB-Schnitzeljagd geht weiter
Anders als im März ist der DFB Herr der Lage. Ärgerlich war es aus DFB-Sicht, dass die überraschenden Namen bereits allesamt publik waren, als Julian Nagelsmann seine mutigen Entscheidungen auf einer Pressekonferenz verkündete.
Denn schon in den Tagen zuvor hatten Journalisten und Insider auf ihren Kanälen die Personalien der nominierten und nicht-nominierten Spieler rauf und runter gespielt. Die Aufmerksamkeit der Fußballfans lag nicht beim DFB, der mit seiner Kommunikation nur noch hinterherlief, sondern bei gut vernetzten Journalisten, die ihre Kontakte in die Branche für exklusive Vorabmeldungen nutzten.
Der DFB hält die Kommunikation in den eigenen Händen
Auch Pavlovic gehört zum Deutschen EM-Aufgebot. Kadernominierung bei „RTL Exclusiv“ Auch Pavlovic gehört zum Deutschen EM-Aufgebot. Dass der DFB mit seiner aktuellen Kampagne zur Nominierung des EM-Kaders den Spieß umdreht und selbst noch vor der offiziellen Verkündung am Donnerstag die Namen nach und nach über verschiedene Kanäle herausgibt, ist nichts weniger als ein absolut gelungener PR-Coup.
Denn zum einen hat sich der Verband so die Hoheit über die eigene Kommunikation zurückgeholt, zum anderen wird so eine ganze Gesellschaft an der ungewöhnlichen Schnitzeljagd nach dem nächsten nominierten Spieler beteiligt.
Tagesschau, 1Live, Calcio Berlin, Peter Schilling - während im März nur Menschen mit einem X-Account darauf hoffen konnten, von Florian Plettenberg und Co. die exklusiven Infos über den Kader als Erstes zu bekommen, spricht der DFB mit seiner Häppchen-Nominierung über TV, Radio und Social Media nun ganz unterschiedliche Zielgruppen direkt an.
Die Tagesschau verfolgen andere Menschen als das Boulevardmagazin „RTL-Exklusiv“ von Frauke Ludwig. Die Social-Media-Handwerkerin Chiara erreicht über ihren Instagram-Kanal andere Personen als die Youtuber von „Calcio Berlin“ oder der Radiosender 1Live. Natürlich durfte auch Musiker Peter Schilling, der durch das unerwartete Comeback seines Songs „Major Tom“ als Torhymne der deutschen Nationalmannschaft zur EM-Euphorie beigetragen hat, einen Spieler verkünden.
Und das war mit Maxi Mittelstädt sicherlich nicht zufällig der Spieler, der im Spiel gegen die Niederlande mit seinem Debüttreffer den Kultsong aus den 1980er-Jahren erklingen ließ.
Selbst außerhalb der Online- und Medienwelt konnten Menschen auf die Kampagne des DFB stoßen, solange sie denn am Dienstagmorgen in einer Bäckerei in der Nähe von Stuttgart einkaufen waren und dort ihre Brötchen in einer Tüte mit dem Gesicht von Chris Führich überreicht bekamen.
Man mag diese unkonventionelle Form der Nominierung kurios und möglicherweise sogar an manchen Stellen ein wenig gewöhnungsbedürftig finden, in Summe hat der Verband aber sein Ziel erreicht: Er ist Herr der Lage und bindet einen Großteil der Gesellschaft in die heiße Phase der EM-Vorbereitung ein.
Lange Zeit war die Außendarstellung der deutschen Nationalmannschaft irgendwo zwischen „Die Mannschaft“-Slogen und Graugänsen sehr dürftig, vor der EM präsentiert sich der DFB mit seinen PR-Kampagnen bereits in bestechender Turnier-Form.
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