Kritischer Rückblick: Michael Lentz liest im Heine-Haus in Düsseldorf

Am 19. März 2022 fand im Heine-Haus in Düsseldorf eine besondere Lesung statt. Der renommierte Schriftsteller Michael Lentz las aus seinem aktuellen Werk und bot den Zuhörern einen kritischen Rückblick auf die gegenwärtige Gesellschaft. Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und lockte viele Besucher an, die sich auf eine unterhaltsame und gleichzeitig nachdenkliche Stunde einlassen wollten. Lentz' pointierte Kommentare und seine scharfsinnigen Beobachtungen sorgten für eine intensive Diskussion und ließen die Zuhörer zu einer neuen Sichtweise anregen.

Index

Kritischer Rückblick: Michael Lentz liest im HeineHaus in Düsseldorf

Der Moderator hat Schriftstellern oft die Frage gestellt, wie sie es schaffen, bei der Niederschrift eines Romans den gleichen Ton durchzuhalten und den unverwechselbaren Sound des neuen Buchs zu kreieren. Doch noch nie hat er wohl eine derart eindrucksvolle Antwort erhalten wie bei Michael Lentz.

Als der im Heine-Haus sein neuestes Werk „Heimwärts“ vorstellte, begriff er die Frage als Herausforderung. Aus der bereits fortgeschrittenen Handlung wählte er das Kapitel „Ferien“ und verwandelte die Lesung in eine machtvolle Demonstration von Lautpoesie. Mit einer sanft dahinplätschernden Einleitung, einer wellenförmigen Spannungskurve und einem Finale furioso. Das Publikum reagierte mit spontanem Applaus.

Autor Michael Lentz liest aus seinem neuen Roman Heimwärts im HeineHaus in Düsseldorf

Autor Michael Lentz liest aus seinem neuen Roman Heimwärts im HeineHaus in Düsseldorf

Michael Lentz ist nämlich ein Mann des Sprachexperiments. Ende der neunziger Jahre wurde der 1964 im Eifelort Birkesdorf (später ein Teil von Düren) Geborene mit einer zweibändigen Dissertationsschrift zu diesem Thema promoviert. Bereits vorher war sein Lyrik- und Prosaband „Zur Kenntnisnahme“ erschienen, die Prosa machte er dann zu seinem Lebensthema.

RP-Redakteur Philipp Holstein befragte ihn auch hierzu: Er habe aus Langeweile angefangen zu schreiben, hieß es vom Autor. Doch „es ist eine sehr schöne Selbstbeschäftigung“. Worum geht es in „Heimwärts“? Wie beinahe immer nimmt sich der Autor die eigene Familie vor, dazu die heimischen Moralmaximen der alten Bundesrepublik.

Erst gab es den Roman „Muttersterben“, mit „Schattenfroh“ folgte 2018 ein tausendseitiges „Requiem“ auf seinen Vater. Jetzt greift Lentz den Faden erneut auf. Der aktuelle Roman besteht aus 30 lose zusammenhängenden Kapiteln. Wieder sind es Erinnerungen an das Elternhaus, an eine Kindheit zwischen Aachen und Köln. Inzwischen ist der Sohn selbst Vater geworden.

„Fragen, die zu stellen ich versäumt habe. Es stellt Verbindungen her, die ich ahnte, aber nicht auszusprechen wagte, es lässt sich nicht bevormunden, schließlich hat es seinen eigenen Mund, und es hat Augen, und was es sieht, sagt es. Dieses Kind lässt sich nicht beirren, es kommt der Beirrung auf die Spur.“

Im Gespräch mit Philipp Holstein bestätigte der am Leipziger Literaturinstitut lehrende Autor die Vermutung, sein Schreiben sei eine Art Fotorealismus: „Wahrnehmung ist für mich eine Handlung.“ Und er stellte Überlegungen an über die Frage, ob man einem Kunstwerk die gleiche Zeit widmen sollte, wie dieses zu seiner Entstehung benötigt hat.

Ein Glanzstück dieser These war die im Heine-Haus gelesene Passage von dem Besuch eines seit Jahrzehnten verlassenen Hauses. Hiervon ein Foto zu machen, was ist das, fragt sich der Ich-Erzähler: mit der Vergangenheit abrechnende Autotherapie oder geknipster Nostalgie-Muff?

Ursula Herrmann

Ich bin Ursula, Journalistin bei der Webseite Hol Aktuell. Als Generalistin berichte ich über nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel sind immer aktuell und informativ, um unseren Lesern die wichtigsten Ereignisse des Tages zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, unsere Leser stets gut informiert zu halten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go up