Neuss: Karl Seelig und sein privates Zeitungsarchiv - fast die gesamte Welt in Ordnern

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Neuss: Karl Seelig und sein privates Zeitungsarchiv - fast die gesamte Welt in Ordnern

In der Stadt Neuss hat sich ein außergewöhnliches Zeitungsarchiv gefunden, das Karl Seelig, einem ehemaligen Bibliothekar, gehört. Über Jahrzehnte hinweg sammelte er Zeitungsartikel und Presseberichte aus aller Welt und ordnete sie sorgfältig in Ordnern an. Das Archiv enthält fast die gesamte Welt, wie die Vielfalt der Artikel suggeriert. Von lokalen Ereignissen in Neuss bis hin zu globalen Nachrichten - alles ist vertreten. Dieses private Zeitungsarchiv ist ein wahres Schatz für Historiker, Journalisten und alle, die sich für die Geschichte der Medien interessieren.

Karl Seelig und sein privates Zeitungsarchiv: Fast die gesamte Welt in Ordnern

Wenn Karl Seelig den Blick durch sein Arbeitszimmer schweifen lässt, wo sich Regal an Regal reiht, von oben bis unten gefüllt mit Ordnern, darin Tausende Zeitungsausschnitte, dann beschleicht ihn manchmal ein etwas ungutes Gefühl: „Vielleicht habe ich mir doch etwas zu viel aufgehalst.“

Seit fast 30 Jahren sichtet, sammelt, sortiert und archiviert der 89-Jährige, was Rheinische Post und Neuß-Grevenbroicher Zeitung über seine Heimat und Themen, die ihn besonders interessieren, veröffentlichen. Ob bekannte Unternehmen, Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft oder auch Spezielles aus Natur und Technik – Seelig hält, fein säuberlich ausgeschnitten, auf DIN-A4-Seiten geklebt und in Hüllen verpackt, fest, was nicht vergessen und für die Nachwelt erhalten bleiben sollte.

Karl Seelig

Karl Seelig's Zeitungsarchiv: Eine Reise durch die Jahrzehnte

Bei einem Besuch in Neuss zeigte Karl Seelig (r.) Moritz Döbler, Chefredakteur der Rheinischen Post, sein privates Zeitungsarchiv. Foto: Frank Kirschstein

Was als Hobby im Ruhestand begann, ist für den langjährigen Tabak- und Zigarrenhändler – Cigarren Seelig, inzwischen Ulrich, in der früheren Löwen-Apotheke an der Oberstraße – längst Passion. Rund 150 Ordner hat er angelegt, als Chronist in eigenem Auftrag, aber längst nicht nur in eigener Sache.

Menschen, Firmen und andere Institutionen, denen Seelig ein Dossier widmet, sollen davon profitieren. Vielen hat der gebürtige Düsseldorfer und Wahl-Neusser, der 25 Jahre aktiv im Jägerzug Edelwild mitmarschiert ist, das Ergebnis seiner Sammelleidenschaft zur Verfügung gestellt.

Der Chronist aus Neuss: Karl Seelig sichtet, sammelt und ordnet

Der Chronist aus Neuss: Karl Seelig sichtet, sammelt und ordnet

In seinem Arbeitszimmer zeugen gerahmte Fotos mit Widmungen und Autogrammen von der Dankbarkeit der Empfänger, allen voran Alt-Kanzlerin Angela Merkel. Dutzende Ordner gingen an die Stadtarchive in Düsseldorf und Neuss.

Der Neusser Bauverein bedankte sich mit einer Sonderseite in seiner Hauszeitschrift für die Arbeit des Hobby-Chronisten. Büro, Archiv, Ausstellungsraum – das Arbeitszimmer von Karl Seelig.Foto: Frank Kirschstein

Wer ihn und seine Frau Margot (88) in ihrer Wohnung an der Bergheimer Straße besucht, dem bleibt nicht verborgen, dass Karl Seelig neben seiner Leidenschaft für Zeitung und Zeitgeschichte noch viele weitere Interessen pflegt.

Dort, wo neben den Archivordnern noch Platz ist, finden sich diverse Sammlungen: BMW-Modelle zum Beispiel, von der legendären „Knutschkugel“ Isetta, die er noch selbst gefahren hat, bis zu Sportwagen der Gegenwart. Maritimes – Seelig interessiert sich auch für die Seenotrettung und die deutschen Küsten – ist ebenso ausgestellt wie viele Erinnerungsstücke an ein langes Berufsleben in der Tabakbranche: Eine Pfeifensammlung, Schilder, Figuren, Behälter und vieles mehr würden auch ein Museum schmücken.

Karl Seelig

Karl Seelig's private Archive: Eine Sammlung von Jahrzehnten

Angela Merkel bedankte sich bei Karl Seelig mit einem signierten Porträt. Foto: Frank Kirschstein

In Seeligs CD-Sammlung stehen Jazz-Alben – „am liebsten die alten Sachen wie Glenn Miller oder Benny Goodman“ – neben Musik von Amy Winehouse und Udo Lindenberg. Letzterer hat ihm auch schon geschrieben, die Post kam in einem bemalten Kuvert.

Seelig war ihm – noch eine Station in seinem bewegten Lebenslauf – im Davidoff-Shop an der Kö in Düsseldorf begegnet: „Eine Davidoff No. 2. Abschneiden brauchste nicht, aber gib‘ mal Feuer“, die Unterhaltung mit dem Sänger war kurz, die Begegnung aber so eindrucksvoll, dass Seelig später noch einmal Kontakt aufnahm – per Brief zu Händen Herrn Lindenberg im Hotel Atlantic, Hamburg.

Musik und Theater begeistern Seelig bis heute, für ihn eine klare Sache, schließlich hat seine berufliche Laufbahn im Kulturbetrieb begonnen. Als gelernter Tischler war er beim Theater in Düsseldorf beschäftigt: „Das war die Zeit von Gustav Gründgens“, sagt Seelig, „ein Leben immer auf Achse, bis zu 200 Tage im Jahr auf Tournee.“

Seelig kümmerte sich um Kulissen, Bühnenbild und Technik. Und wenn ein Schauspieler ausfiel, stand er abends noch als Statist im Kostüm auf der Bühne. „Personalmangel gab es damals auch schon – das war völlig normal.“

Schauspieler werden, das hätte ihn damals gereizt, gekommen ist es anders – „und das ist gut so“, sagt er. Das Theaterleben an den Nagel zu hängen und „sesshaft“ zu werden, sei der Wunsch seiner Frau gewesen. „Eine gute Entscheidung“, sagt Seelig und schmunzelt. Die Ehe hält immerhin schon 63 Jahre.

Erinnerungsstücke: Früher war Karl Seelig in der Tabakbranche tätig. Foto: Frank Kirschstein

Von der Kultur kann und will er dennoch nicht lassen. Mit hohem Interesse verfolgt – und dokumentiert – er die Kontroverse um den Bau eines neuen Opernhauses in Düsseldorf: „Das ist teuer, ja, aber für die Kultur sollte die Stadt, die sich vieles leistet, investieren.“

Auch die jüngste Inszenierung von Schillers „Wilhelm Tell“ im Schauspielhaus hat er sich nicht entgehen lassen. „Toll gemacht, eindrucksvoll gespielt, nur den Musiker, der da vorne an der Bühne saß, auf den hätte man verzichten können“, sagt der Düsseldorfer, der in Oberbilk aufgewachsen ist. „Das war damals ein Arbeiterviertel, kommunistisch geprägt.“

Eine seiner frühesten Kindheitserinnerungen ist die Reichspogromnacht im November 1938: „Da wurde ein Flügel aus einer Wohnung in einer oberen Etage durch ein Fenster geschoben und zerschellte auf der Straße. Ich habe nur geschrien.“

Seit mehr als 60 Jahren verheiratet: Karl und Margot Seelig leben an der Bergheimer Straße in Neuss. Foto: Frank Kirschstein

Inzwischen versucht Karl Seelig seine Chronisten-Leidenschaft zu zügeln und die Zahl seiner Archivordner zu reduzieren. „Manchmal denke ich: Du hast mit der Zeitung fast die ganze Welt bearbeitet“, sagt er. Aber was wäre die Alternative gewesen? Aufhören, nur weil der Platz knapp wird? Für Karl Seelig kam das nicht infrage: „Es ist viel zu spannend, was alles auf der Welt passiert. Das muss doch festgehalten werden.“

Martin Weiß

Ich bin Martin, Autor bei Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Bei uns findest du aktuelle Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel decken eine Vielzahl von Themen ab und bieten fundierte Informationen für unsere Leser. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Streben nach Genauigkeit bemühe ich mich, relevante und gut recherchierte Inhalte zu liefern. Folge mir für die neuesten Entwicklungen aus aller Welt!

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