Apotheken-Reform: So soll die Apotheke der Zukunft aussehen

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Apotheken in Not: Bundesgesundheitsminister plant radikale Reform

Früher waren viele Apotheken Goldgruben und zahlreich vorhanden. Doch das hat sich geändert: Die Zahl der Apotheken sinkt seit Jahren, seit 1999 sind allein im Rheinland 574 Apotheken verschwunden. Vor allem auf dem Land schließen viele für immer.

Radikale Reform: Filialverbund und Telepharmazie

Radikale Reform: Filialverbund und Telepharmazie

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant eine radikale Reform, um Standorte zu sichern. Der 49-seitige Referentenentwurf sieht vor, dass Apotheker nicht mehr persönlich anwesend sein müssen, um ihre Apotheke zu leiten. Künftig soll es einen Filialverbund geben, der aus einer Haupt- und bis zu drei Filialapotheken bestehen kann. Diese dürfen auch öffnen, wenn kein Apotheker vor Ort ist.

Es soll reichen, wenn ein erfahrener Pharmazeutisch-Technischer Assistent (PTA) am Tresen steht und bei Problemen den Apotheker per Video zuschaltet. „Die Telepharmazie muss kommen“, sagt Lauterbach. Die Branche ist entsetzt.

Kritik der Branche

Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, warnt: „Bei über 50 Prozent der Rezepte gibt es Probleme in Bezug auf Unverträglichkeiten, Wechselwirkungen und Lieferproblemen. Nur ausgebildete Pharmazeuten können diese Probleme zeitnah für die Patienten lösen“.

Zusätzlich kritisiert die Branche, dass oft auch PTA fehlen. Hinzu kommt, dass Zweigapotheken nur eingeschränkten Service bieten werden.

Zweigapotheken: Eingeschränkter Service

In einem Filialverbund darf es noch bis zu zwei Zweigapotheken geben, die nur eingeschränkten Service bieten. Das gilt für Öffnungszeiten: Sie sollen nur verpflichtet werden, von montags bis samstags täglich vier Stunden dienstbereit zu sein.

Zweigapotheken müssen keinen Rezeptur-Arbeitsplatz haben, an dem etwa spezielle Salben oder Säfte hergestellt werden. „Wir rechnen mit spürbaren Leistungseinschränkungen für Patienten, die individuell hergestellte Arzneimittel benötigen, das sind sehr oft auch Kinder“, warnt Preis.

Impfen und Testen

Es gibt Reform-Elemente, die den Apothekern gefallen. Bislang dürfen sie nur gegen Corona und Influenza impfen. Das will Lauterbach nun ausweiten. „Apotheker werden zusätzlich berechtigt, Impfungen mit Totimpfstoffen durchzuführen“.

Auch die Impfung gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (ausgelöst durch Zecken) dürfen sie künftig anbieten, andere Reiseimpfungen aber nicht. „Es ist gut, dass Apotheken fast alle Impfungen durchführen sollen. Das hilft die Impfraten in Deutschland zu steigern“, sagt Thomas Preis.

Kritik der Ärzte

Die Ärzte kritisieren dagegen den Impf-Vorstoß: Für die Beratung sei eine ärztliche Ausbildung nötig, so die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Sie kritisieren auch, dass Apotheken mehr testen dürfen.

Notdienstzuschläge und Honorar

Apotheken beklagen, dass es trotz stark steigender Kosten etwa für Personal und Mieten seit über zehn Jahren keine Honorar-Erhöhung gegeben habe. Nun will Lauterbach die Zuschläge zur Vergütung von Notdiensten von 21 Cent auf 28 Cent pro Packung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels erhöhen.

Das soll für die Branche insgesamt 50 Millionen Euro mehr im Jahr bringen. Für jede Vollnotdienst sollen Pharmazeuten eine Pauschale in Höhe von rund 550 Euro erhalten. Die Fixvergütung soll nun leicht steigen - von 8,35 Euro auf 8,66 Euro pro Packung einer verschreibungspflichtigen Arznei ab 2025, ein Jahr später sollen es neun Euro werden.

„Insgesamt steht den Apotheken nicht mehr Honorar zur Verfügung“, sagt Preis. Die Reform löse nicht die Unterfinanzierung, die zu weiteren Schließungen führe, auch wenn sie durch reduzierte Dienste schmackhaft gemacht werden soll.

„Es wird zu starken Marktverschiebungen kommen, Pseudo-Apotheken werden die anderen Apotheken verdrängen und die Versorgung für Bürger verschlechtert sich“, warnt Preis.

Martin Weiß

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