Stunden aufstocken: So funktioniert die Rückkehr in Vollzeit

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Gibt es einen Rechtsanspruch auf Rückkehr in Vollzeit?

Fast jeder dritte Beschäftigte in Deutschland arbeitet in Teilzeit, bei den Frauen ist es sogar jede zweite, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts. Doch häufig ändern sich die Dinge nach einigen Jahren – und Beschäftigte wollen ihre Arbeitszeit aufstocken. Doch gibt es einen Rechtsanspruch auf Rückkehr in Vollzeit?

Das hängt davon ab, was beim Wechsel in die Teilzeit vereinbart wurde. Es gibt zwei Szenarien, die eine automatische Rückkehr zur ursprünglichen Arbeitszeit vorsehen.

Szenario 1: Elternteilzeit

Szenario 1: Elternteilzeit

Eltern dürfen während der Elternteilzeit zwischen 15 und 32 Wochenstunden im Monatsdurchschnitt arbeiten. Anschließend haben sie das Recht, zu der Arbeitszeit zurückzukehren, die vor Beginn der Elternzeit vereinbart war. Zwei große Vorteile hat die Elternteilzeit, die in Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern beantragt werden kann: Beschäftigte genießen in diesem Zeitraum einen besonderen Kündigungsschutz – und danach erfolgt die Rückkehr in das bisherige Arbeitszeitmodell, also etwa zur Vollzeit, automatisch.

„Man muss sich für den Wunsch, mehr zu arbeiten, vor dem Arbeitgeber nicht rechtfertigen, keinen Antrag stellen oder sich gar neu bewerben, das ist ein immenser Vorteil und vermeidet die sogenannte Teilzeitfalle“, erklärt Fachanwältin für Arbeitsrecht Sandra Runge.

Szenario 2: Brückenteilzeit

Szenario 2: Brückenteilzeit

Dieses Arbeitszeitmodell gibt es seit 2019. In Unternehmen mit mehr als 45 Beschäftigten besteht die Möglichkeit, befristet in Teilzeit zu gehen. Mindestens ein Jahr und maximal fünf Jahre arbeitet man weniger und kehrt anschließend ohne weitere Formalitäten zur ursprünglichen Arbeitszeit zurück. Abgelehnt werden kann der Antrag, wenn das Brückenteilzeit-Kontingent im Unternehmen ausgeschöpft ist oder betriebliche Gründe dagegen sprechen.

Das Risiko, in der Teilzeitfalle stecken zu bleiben, lasse sich mit einer Brückenteilzeit deutlich reduzieren, sagt Till Bender, Jurist bei der Rechtsschutzabteilung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB).

Wie sollten Beschäftigte vorgehen, die ihre Arbeitszeit aufstocken möchten?

Wie sollten Beschäftigte vorgehen, die ihre Arbeitszeit aufstocken möchten?

Ohne Arbeitszeitmodell mit Rückkehrrecht kann es ziemlich mühsam sein, aus einer Teilzeit- wieder eine Vollzeitbeschäftigung zu machen. Meist müssen Arbeitgeber dafür erst eine freie Planstelle finden. Und Vollzeitbeschäftigte sind teurer für sie.

„Aber es gibt in Zeiten des Fachkräftemangels auch Firmen, die sehr froh darüber sind, wenn Mitarbeiter zur Vollzeit zurückkehren“, sagt Bender. Weil sich das im Vorfeld nur schwer prognostizieren lässt, empfiehlt er, das Projekt „Vollzeit“ mit viel Vorlauf anzugehen.

Wie stellt man sich die Rückkehr konkret vor? Welche Aufgaben könnte man übernehmen? Welche gerade frei werdende Stelle, vielleicht auch in einer anderen Abteilung, könnte passen? „Es ist immer besser, mit einem Plan ins Gespräch zu gehen, als nur mit einem Wunsch“, sagt Bender.

In Vollzeit arbeiten – wann lohnt sich das überhaupt?

Mehr Arbeit, aber kaum mehr Netto: Die erste Gehaltsabrechnung nach dem Aufstocken kann ziemlich frustrierend sein. Wegen der Steuerprogression müsse man sich auf deutlich höhere Abzüge einstellen, sagt Till Bender. Möglicherweise fallen auch Sozialleistungen wie Wohngeld oder Kinderzuschlag weg. Das sollte man vorher durchrechnen.

Langfristig allerdings zahlt sich das Aufstocken oft in mehrfacher Hinsicht aus: Die Karrierechancen sind besser, man wird eher für Fortbildungen berücksichtigt – und damit steigt auch das Gehalt wie ebenso später der Rentenanspruch. Altersarmut trifft vor allem Menschen, die in Teilzeit gearbeitet haben.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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