Bauprojekt in Gefahr: IG BAU warnt vor Streik und Fachkräftemangel im Rhein-Kreis
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warnt vor einer akuten Gefährdung von Bauprojekten im Rhein-Kreis. Laut einer aktuellen Stellungnahme der Gewerkschaft besteht die Gefahr eines Fachkräftemangels, der die Fertigstellung von Bauvorhaben in der Region gefährden könnte. Darüber hinaus sehen die Vertreter der IG BAU auch die Gefahr eines Streiks, der die ohnehin angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt weiter verschärfen würde. Die Gewerkschaft fordert deshalb die Sofortmaßnahmen von Politik und Wirtschaft, um den drohenden Stillstand der Bauprojekte zu verhindern.
Bauprojekt in Gefahr: IG BAU warnt vor Streik und Fachkräftemangel im Rhein-Kreis
Die Baustellen im Rhein-Kreis Neuss könnten bald stillstehen: Bagger, Kräne, Betonmischer – alle im ‚Ruhemodus‘, warnt Tino Brüning, Bezirksvorsitzender der IG BAU Düsseldorf. Die Bauwirtschaft im Rhein-Kreis Neuss befindet sich in einer extrem heiklen Phase.
Der Grund dafür ist die Tarifrunde im Bauhauptgewerbe, die zu platzen droht. Die Arbeitgeber haben einen Schlichterspruch abgelehnt, was zu Streiks am Bau führen könnte. Drei Verhandlungstreffen haben die Arbeitgeber scheitern lassen. Jetzt liegt ein Schlichterspruch auf dem Tisch. Aber Bauhandwerk und Bauindustrie machen bislang keine Anstalten, den Kompromiss zu akzeptieren, erklärte Brüning.
Im Rhein-Kreis gibt es insgesamt 327 Bauunternehmen mit mehr als 3600 Beschäftigten. Brüning warnt vor einer regelrechten Fachkräfte-Flucht von den Baustellen: Wenn nicht mehr in die Lohntüten kommt, dann sind die Leute ruckzuck weg. Wer auf dem Bau arbeite, finde überall schnell einen neuen Job. Das Problem dabei: Wer einmal geht, der kommt nicht wieder auf den Bau zurück, macht Brüning deutlich.
Streikdrohung: IG BAU fürchtet Bau-Streik und Fachkräftemangel im Rhein-Kreis
Um das zu verhindern, müssen die Bauunternehmen im Rhein-Kreis Neuss ihren eigenen Verbänden von Bauhandwerk und Bauindustrie jetzt gehörig auf die Füße treten, fordert Brüning – entweder die Arbeitgeber nehmen den Schlichterspruch an oder der Bau steht still – und wird dann auch nicht wieder richtig auf die Beine kommen.
Die Gewerkschaft spricht von einer Schicksalsstunde für den Bau. Bauhandwerk und Bauindustrie in Nordrhein-Westfalen hätten es jetzt in der Hand, die Notbremse zu ziehen. Viel Zeit bleibe ihnen allerdings nicht mehr. Wichtig sei, dass der massive Lohnverlust, den die Inflation verursacht hat, endlich aufgefangen wird.
Ein ehemaliger Präsident des Bundessozialgerichts, Rainer Schlegel, hat eine klare Empfehlung gegeben: Bauarbeiter sollen ab Mai mindestens 250 Euro pro Monat mehr bekommen. In einem Jahr würden die Löhne dann um weitere 4,15 Prozent steigen. Außerdem sollen die Azubis auf dem Bau im Rhein-Kreis bereits im ersten Ausbildungsjahr 1080 Euro pro Monat verdienen. Das ist ein Paket, mit dem der Bau attraktiver wird. Und zwar so, dass er seine Leute halten und Nachwuchs gewinnen kann, sagt Brüning.
Schlegel erwartet auch ein Anziehen der Baukonjunktur und geht von einem Aufschwung beim Wohnungsbau aus. Eine Trendwende beim Wohnungsbau sei laut Schlegel sehr wahrscheinlich.
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